Biologie

Darwinfinken kämpfen gegen Blutsauger

Mit Insektizid getränkte Watte schützt Vögel vor tödlichen Nestparasiten

Ein Darwinfink nimmt ein Stück Baumwallwatte aus dem Spender, um sein Nest zu polstern © Sarah Knutie/ University of Utah

Ihr Sinn für Behaglichkeit ist ihre Rettung: Die berühmten Darwinfinken der Galapagos-Inseln drohen von einem blutsaugenden Nestparasiten ausgerottet zu werden. Doch die Finken haben inzwischen gelernt, sich selbst zu helfen – wenn auch mit ein bisschen Nachhilfe von Forschern. Diese stellten Spender mit in Insektizid getränkten Wattebäusche auf, worauf die Finken diese prompt in ihre Nester einbauten. Dies verschafft ihren Jungen ein behagliches Nest und tötet quasi nebenbei die gefährlichen Parasiten ab.

Charles Darwin hat sie entdeckt und sich von ihnen inspirieren lassen: An den 14 Darwinfinken-Arten auf den Galapagosinseln lassen sich die Prinzipien der Evolution wie in einem Lehrbuch studieren. Doch die prominenten Vögel sind bedroht: Seit einigen Jahren werden sie zunehmend von eingeschleppten Nest-Parasiten geplagt. Die Fliegen der Art Philornis downsi legen ihre Larven in die Vogelnester und die Fliegenlarven saugen dann das Blut der Nestlinge und ihrer Mütter. „In einigen Jahren sterben 100 Prozent der Nestlinge an diesen Parasiten“, berichtet Sarah Knutie von der University of Utah in Salt Lake City.

Zufallsbeobachtung an der Wäscheleine

Bei einem Forschungsaufenthalt auf den Galapagos-Inseln kam die Forscherin durch Zufall auf eine Idee zur Rettung der Finken: Sie beobachtete, wie die Vögel sich an ihrer Wäsche zu schaffen machten, die sie zum Trocknen aufgehängt hatte. Sie rupften Baumwollfasern aus den Textilien, um sie für den Nestbau zu nutzen. Gemeinsam mit Kollegen beschloss Knutie, diesen Wunsch der Darwinfinken nach behaglichen Nestern auszunutzen.

Finkennest mit Wattestückchen aus dem Spender - ihre Insektizid-Fracht schützt die Nestlinge vor dem Parasiten. © Sarah Knutie/ University of Utah

Die Forscher stellten 30 Spender mit Baumwollwatte auf, die mit dem Insektizid Permethrin behandelt war. Dieser Wirkstoff kommt auch in Haarshampoos zur Läusebekämpfung zum Einsatz. Das Mittel sei daher relativ harmlos und altbewährt, so die Wissenschaftler. Wie sich zeigte, bedienten sich die Darwinfinken ausgiebig an diesen Quellen weicher Nestpolsterung, ohne dass sie sich am Insektizid störten. Am Ende der Brutsaison sammelten die Forscher die Nester im Versuchsgebiet ein und analysierten, wie viel Watte die Vögel eingebaut hatten und wie groß der Befall durch Fliegenmaden war.

Selbsthilfe gegen Blutsauger

Es zeigte sich: In 85 Prozent der Nester unterschiedlicher Darwinfinken-Arten war Watte eingeflochten worden. Bei solchen, die mindestens ein Gramm Permethrin-Watte enthielten, fanden die Forscher meist gar keine Maden mehr. Nester ohne den schützenden Baustoff wiesen hingegen einen Befall von durchschnittlich 30 Exemplaren der blutsaugenden Biester auf. „Unsere Methode ist eine einfache und schnelle Maßnahme zur Bekämpfung der Parasiten“, resümiert Knutie das Ergebnis des Testprogramms.

Den Forschern zufolge könnte sich das Konzept der Versorgung von Tieren mit Anti-Parasiten-Nistmaterial auch bei anderen bedrohten Arten als nützlich erweisen. Denn viele bedrohte Vogelarten leiden unter dem Befall von eingeschleppten Parasiten. Sogar bei Säugetieren, die gern weiches Material in ihre Behausungen einbauen, könnte man mit dieser Methode Flöhen, Läusen und Co den Garaus machen, sagen Knutie und ihre Kollegen. (Current Biology, 2014; doi: 10.1016/j.cub.2014.03.058)

(University of Utah / Cell Press, 06.05.2014 – NPO/MVI)

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