Astronomen wurden Zeugen des bisher größten direkt beobachteten Einschlags eines Meteoriten auf dem Mond. Der Treffer des autogroßen Gesteinsbrockens erzeugte einen Lichtblitz fast so hell wie der Polarstern und hatte die Sprengkraft von 15 Tonnen TNT. Der Impakt war damit Dreifach stärker als alle zuvor beobachteten, wie die Forscher im Fachmagazin „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ berichten.
Auf der Erde fängt unserer Atmosphäre einen Großteil der kleinen Gesteinsbrocken ab, die ständig aus dem All auf den Planeten treffen. Sie verglühen folgenlos in der schützenden Lufthülle und erscheinen uns als leuchtende Meteore am Himmel. Dem Mond aber fehlt diese Schutzhülle, wie man an seiner Oberfläche deutlich sieht: Sie ist übersät von kleineren und größeren Einschlagskratern, die meisten von ihnen reichen bis in die Anfangszeit unseres Sonnensystems zurück.
Heller Lichtblitz im Mare Nubium
Aber auch heute noch bleibt der Mond nicht von Einschlägen verschont, wie die jüngste Beobachtung des spanischen Astronomen Jose M. Madiedo zeigt. Er betreut zwei Teleskope im Süden Spaniens, die speziell darauf ausgerichtet sind, die kurzen, hellen Lichtblitze eines Impakts auf dem Mond einzufangen. Weil die Gesteinsbrocken mit enorm hoher Geschwindigkeit auftreffen, schmilzt und verdampft die freigesetzt Energie das Gestein des Meteoriten und der Aufschlagsstelle. Dieses erzeugt einen nur Sekundenbruchteile anhaltenden Lichtblitz und ein etwas längeres Nachglühen.
Am 11. September 2013 wurde Madiedo Zeuge eines ungewöhnlich langen und hellen Blitzes im Mare Nubium, einem der sieben großen Becken des Mondes. Das Wolkenmeer ist mit bloßem Auge als ausgefranste dunkle Fläche im unteren linken Viertel der sichtbaren Mondscheibe zu erkennen. Der in diesem Mondmeer aufzuckende Blitz des Einschlags war kurzzeitig sogar fast so hell wie der Polarstern, wie Madiedo berichtet. Er war daher ebenfalls von der Erde aus gut sichtbar. Das Nachglühen des Impakts dauerte rund acht Sekunden.
So stark wie 15 Tonnen TNT
Damit ist dieser Einschlag der längste und hellste, der jemals auf der Mondoberfläche beobachtet worden ist. „Als ich ihn sah, wurde mir klar, dass ich Zeuge eines sehr seltenen und außergewöhnlichen Ereignisses war“, so Madiedo. Der Forscher schätzt, dass der auf den Mond gestürzte Gesteinsbrocken zwischen 0,6 und 1,4 Meter groß und rund 400 Kilogramm schwer gewesen sein muss.
Trotz dieser geringen Größe hinterließ der mit rund 61.000 Kilometer pro Stunde auftreffende Brocken einen 40 Meter großen Krater auf der Mondoberfläche. Die beim Einschlag freigesetzte Energie entsprach rund 15 Tonnen TNT. Das ist immerhin das Dreifache des bisher größten beobachteten Mondeinschlags, wie Madiedo berichtet.
Mehr Aufschluss über Risiko für die Erde
Die Überwachung von Mondeinschlägen ist dabei mehr als nur Selbstzweck. Die Daten sollen auch dabei helfen, das Risiko für Einschläge auf der Erde besser abschätzen zu können. So schließen die Forscher aus ihren Beobachtungen, dass Einschläge von rund einen Meter großen Meteoriten auf der Erde rund zehn Mal häufiger sein könnten als früher angenommen. Folgen hat dies für uns allerdings keine, denn gegen die dicke Lufthülle unseres Planeten haben diese kleinen Brocken keine Chance.
Die kleinen Meteore und Meteoriten erlauben aber Rückschlüsse auch auf die selteneren größeren Einschläge. „Unsere Teleskope werden den Mond daher weiter beobachten und Meteorkameras die Erdatmosphäre“, erklärt Madiedo. „Auf diese Weise können wir auch Schwärme von Gesteinsbrocken ausmachen, die sowohl die Erde als auch den Mond treffen könnten.“ Außerdem können die Forscher mit Hilfe der Daten der im „Moon Impacts Detection and Analysis System“ (MIDAS) zusammengeschlossenen Teleskope bestimmen, woher die häufigsten Brocken kommen. (Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, 2014; doi: 10.1093/mnras/stu083)
(Royal Astronomical Society (RAS), 25.02.2014 – NPO)