Forscher haben aufgeklärt, warum einige Diäten auf lange Sicht erfolgreicher sind als andere. Denn sie haben erstmals systematisch untersucht, bei welcher Ernährungsweise der Körper am stärksten auf Sparflamme schaltet. Er verbrennt dabei in Ruhe weniger Kalorien als normalerweise, um sich an die geringere Kalorienzufuhr anzupassen. Durch dieses Sparprogramm aber wird es schwerer, überschüssige Kalorien abzubauen und sein Körpergewicht zu halten oder weiter zu verringern. Eine Studie US-amerikanischer Mediziner zeigt nun, dass der Körper bei einer fettarmen Diät das radikalste Sparprogramm startet. Deutlich weniger unerwünschte Anpassungen gebe es dagegen bei einer kohlenhydratarmen Kost und einer Diät, die gezielt besonders schnell verdauliche Kohlehydrate meidet. Entgegen bisherigen ernährungswissenschaftlichen Dogmen sei es daher nicht egal, in welcher Form man seine Kalorien zu sich nehme, berichten die Forscher im Fachmagazin JAMA.
„Viele Menschen nehmen mit einer Diät einige Monate lang erfolgreich ab, die meisten haben aber große Schwierigkeiten, anschließend ihr Gewicht zu halten“, sagen Studienleiter David Ludwig vom Boston Children’s Hospital und seine Kollegen. Nur einer von sechs Übergewichtigen schaffe es, sein Körpergewicht länger als ein Jahr um zehn Prozent zu reduzieren. Ein Grund dafür sei die biologische Anpassung des Körpers an die niedrigere Kalorienzufuhr. Sie führe zu einem geringeren Energiebedarf und verstärke gleichzeitig das Hungergefühl.
Drei gängige Diäten verglichen
Für ihre Studie verglichen die Forscher drei gängige Diäten: Die erste war eine fettarme, ballaststoffreichen Ernährung, die zweite eine Diät, bei der viel Fett und Proteine, aber extrem wenig Kohlenhydrate gegessen werden dürfen. Als dritte Diät testeten sie eine Ernährungsweise, bei der die Kohlenhydrate vermieden werden, die den Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit besonders schnell und stark ansteigen lassen. 21 übergewichtige junge Männer absolvierten jede dieser Diäten jeweils vier Wochen lang. Der Kaloriengehalt aller drei Diäten war gleich.
Die fettarme Diät senkte den Energieumsatz gegenüber den Messungen vor der Diät um 423 Kalorien pro Tag, die Blutzucker-Diät um 297 Kalorien und die extrem kohlenhydratarme Diät um 97 Kalorien. „Bei der fettarmen Diät sank der Energieverbrauch des Körpers am Tag damit um gut 300 Kalorien stärker ab als bei der extrem kohlenhydratarmen Diät“, berichtet Ludwig. Diese Kalorienmenge entspreche immerhin derjenigen, die sonst bei einer Stunde gemäßigten Sports verbrannt werde.
Wie stark der Körper sein Sparprogramm aktiviere, hänge demnach von der Art der Diät ab, konstatieren die Forscher. Um langfristig weiter an Gewicht zu verlieren, müsse man allerdings neben der Ernährung auch die Lebensweise umstellen und sich beispielsweise mehr bewegen, betonen sie.
Für gesundes, langfristiges Abnehmen empfehlen die Forscher auf Basis ihrer Ergebnisse eine Ernährung, bei der Kohlenhydrate mit starker Wirkung auf den Blutzuckerspiegel – einem sogenannten hohen glykämischen Index – vermieden werden. Sie senke zwar den Energieumsatz zwar nicht ganz so stark, sei aber gesünder als die extrem kohlenhydratarme Diät. Diese führte bei den Probanden zu erhöhten Cortisolwerten und ließ auch den Gehalt des sogenannten C-reaktiven Proteins ansteigen. Beides könne das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöhen, warnen die Forscher.
(JAMA, 27.06.2012 – NPO)