Geowissen

Herbststürme brachten Sauerstoff in die Ostsee

Nach zehnjähriger Stagnation endlich wieder nennenswerter Salzwassereinbruch

Ostsee © NASA/Modis

Die Herbststürme im November und Dezember 2011 haben große Mengen Nordseewasser in die Ostsee schwappen lassen. Mit dem Salzwasser kommt Sauerstoff in die tiefen Bereiche der Ostsee, die ohne die Zufuhr mit diesem lebenswichtigen Stoff unterversorgt sind. Dies haben Warnemünder Forscher bei einer Messfahrt im Februar 2012 ermittelt.

Trotzdem hält sich die Begeisterung der Ozeanographen und Meereschemiker des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) in Grenzen: denn die aktuell eingetragene Menge von etwa einer Milliarde Tonnen (1 Gt) an Salz bleibt deutlich hinter den letzten großen Salzwassereinbrüchen in den Wintern 2003 (2,0 Gt) und 1993 (3,4 Gt) zurück.

Das neu eingeströmte Wasser befindet sich nach Angaben der Forscher zurzeit als eine 20 Meter dicke, sauerstoffreiche Schicht am Grund östlich von Bornholm.

Keine Entwarnung für zentrale Ostsee

„Wir gehen davon aus, dass dieser Einstrom später im Frühjahr auch das Gotlandbecken – also die zentrale Ostsee – erreichen wird, aber nicht genug Sauerstoff mitbringt, um das gesamte Wasser dort ebenfalls nachhaltig zu belüften“, beschreibt Rainer Feistel vom IOW die Situation.

Durch das Ausbleiben großer Einströme seit 1983 hatte sich der Salz- und Sauerstoffgehalt der tiefen Ostsee bis 1993 stark verringert. Fische wie der Dorsch, die zum Laichen salziges und sauerstoffreiches Wasser benötigen, gingen den Forschern zufolge daraufhin deutlich zurück.

Genug Salz, zu wenig Sauerstoff

Durch die Salzwassereinbrüche 1993, 1997 und 2003 sowie häufige neuartige, auffällig warme kleine Einströme im Spätsommer nahm der Salzgehalt inzwischen wieder normale Werte an, der Sauerstoff aber immer nur kurzzeitig für jeweils ein bis zwei Jahre nach einem großen Winter-Einstrom.

Entsprechend erhöhten sich nach Angaben der IOW-Wissenschaftler die Dorschfänge jeweils in den Folgejahren. Darauf dürfe man nun auch in ein paar Jahren als Ergebnis des aktuellen Einstroms hoffen.

(Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, 28.02.2012 – DLO)

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