Geowissen

Angst vor Erdbeben-Zunahme unbegründet

Keine Änderung geologischer Prozesse seit 2004

Erdbeben © GFZ/USGS

Starke Erdbeben treten heute nicht signifikant häufiger auf als früher. Ängste, dass die Erde in eine besonders unruhige Phase eingetreten sein könnte, sind demnach unbegründet. Wie US-amerikanische Forscher berichten, hat es zwar seit 2004 mehr Starkbeben der Stärke 8 und höher gegeben als in den Jahrzehnten davor. Aber langfristig gesehen sei diese Häufung nicht signifikant. Die Gefahr durch starke Erdbeben sei heute nicht höher als schon zu anderen Zeiten in der Geschichte. „Der Fünf-Jahres-Durchschnitt ist tatsächlich auf einem Rekordhoch, aber es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass sich die Rate der zugrundeliegenden Prozesse geändert hat“, berichten sie im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

Zwischen Dezember 2004 und März 2011 ereigneten sich elf Starkbeben der Magnitude 8 und höher. Darunter waren die schweren Beben im Februar 2010 in Chile und im März 2011 vor Japan mit ihren katastrophalen Folgen. Die Häufung dieser Ereignisse lösten Besorgnis und Spekulationen darüber aus, ob sich die globale seismische Aktivität verändert haben könnte.

„Wenn sich die Häufigkeit von Erdbeben weltweit wirklich ändern würde, hätte dies bedeutende Auswirkungen auf die Frage, wie groß das Bebenrisiko für eine Region ist“, schreiben Peter Shearer und Philip Stark von der University of California in San Diego. Vorhersagen und Risikoeinstufungen müssten dann neu berechnet werden.

Alles innerhalb der normalen Schwankungsbreiten

Doch die Wissenschaftler geben in dieser Hinsicht jetzt Entwarnung. Für ihre Studie hatten sie die Häufigkeit und Verteilung von Erdbeben stärker als Magnitude 7 zwischen 1900 und 2011 verschiedenen statistischen Tests unterzogen. Ihr Ergebnis: Die scheinbare Häufung seit 2004 liegt noch innerhalb der ganz normalen Schwankungsbreiten.

Schon einmal, zwischen 1950 und 1965, habe es eine überproportionale Anzahl von Erdbeben stärker als Magnitude 8,5 gegeben, berichten Shearer und Stark. Sie werde aber ausgeglichen durch eine fast 40 Jahre anhaltende Periode mit nur wenigen schweren Erdbeben. „Dieser Mangel an Starkbeben zwischen Februar 1965 und Dezember 2004 ist viel ungewöhnlicher als die momentan hohe Erdbebenrate“, schreiben sie.

Häufigkeit der schwächeren Beben unverändert

In ihrer Studie stellten die Forscher zudem fest, dass sich die Anzahl der Starkbeben seit 2004 zwar erhöht hat, nicht aber die Häufigkeit der schwächeren Erschütterungen. Das spreche dagegen, dass sich geologisch etwas Grundlegendes geändert habe, sagen die Wissenschaftler.

Denn das Verhältnis von Bebenhäufigkeit und -stärke folgt einer festen Regel. Nach dieser kommen auf jedes Beben der Stärke 8 zehn Beben der Stärke 7 und hundert Beben der Stärke 6. „Es ist daher schwer, sich einen physikalischen Mechanismus vorzustellen, der zwar die Rate der Starkbeben erhöht, aber nicht die der schwächeren“, konstatieren Shearer und Stark. (Proceedings of the National Academy of Sciences, doi:10.1073/pnas.1118525109)

(Proceedings of the National Academy of Sciences / dapd, 20.12.2011 – NPO)

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