Ökologie

Europa: Rote Liste wird länger

Naturerbe zeigt alarmierende Verlustzahlen

Europas Naturerbe zeigt alarmierende Verlustzahlen. Neue Forschungsergebnisse belegen, dass ein erheblicher Teil der bei uns heimischen Flora und Fauna als gefährdet eingestuft wird. Vom Aussterben bedroht sind zum Beispiel 44 Prozent aller Süßwasserweichtiere, 37 Prozent der Süßwasserfische, 23 Prozent der Amphibien und 15 Prozent der Säugetiere und Libellen.

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Untersucht wurden von den Wissenschaftlern 6.000 Arten der Europäischen Roten Liste. Diese ist Teil der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN).

„Das Wohl der Menschen hängt von den Gütern und Leistungen ab, die die Natur erbringt. Wenn wir diesen Abwärtstrend nicht ergründen und umgehend handeln, wird der Preis, den wir dafür zahlen werden, möglicherweise sehr hoch sein“, kommentierte der für Umwelt zuständige EU-Kommissar Janez Potočnik die neuen Zahlen.

Süßwasserweichtiere am stärksten gefährdet

Süßwasserweichtiere sind laut den neuen Resultaten die am stärksten gefährdete Gruppe aller bisher untersuchten Gruppen. So kommt die einst weit verbreitete Riesenflussperlmuschel (Margaritifera auricularia) heute nur noch in wenigen Flüssen Frankreichs und Spaniens vor. Süßwasserfische sind ebenfalls erheblich bedroht, vor allem wegen Umweltverschmutzung, Bestandsüberfischung, Lebensraumverlusten und des Eindringens invasiver Arten. Dies gilt vor allem für den Stör, denn die acht europäischen Störarten sind bis auf eine mittlerweile vom Aussterben bedroht.

„Die Zahlenangaben bestätigen nur den beunruhigenden Zustand der europäischen Weichtierbestände“, erklärte Annabelle Cuttelod, IUCN-Koordinatorin für die Europäische Rote Liste. „Zusammen mit den stark gefährdeten Süßwasserfischen und Amphibien betrachtet, muss man davon ausgehen, dass die europäischen Süßwasserökosysteme in der Tat ernsthaft bedroht sind und dringend Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen.“

Gefäßpflanzen ebenfalls bedroht

Zu den stark gefährdeten Gefäßpflanzen zählen die Wildarten von Kulturpflanzen, die zwar für die Ernährungssicherheit ausschlaggebend sind, unter Erhaltungsgesichtspunkten jedoch oft vergessen werden. Die vom Aussterben bedrohte Rübenart Beta patula ist mit den Kulturrüben eng verwandt und eine wichtige Genquelle für die Verbesserung der Virusresistenz. Andere wirtschaftlich bedeutende europäische Kulturpflanzen mit beunruhigenden Gefährdungsanzeichen sind die Zuckerrübe, der Weizen, der Hafer und der Kopfsalat.

Die Untersuchung zeigt auch Erfolge auf

Es gibt jedoch durchaus auch einige positive Nachrichten, denn die Untersuchung macht auch die Erfolge deutlich, die mit durchdachten Erhaltungsmaßnahmen erzielt wurden. Viele der durch die Habitat-Richtlinie der EU geschützten und unter das Natura-2000-Netz von Schutzgebieten fallenden Arten haben jetzt eine echte Überlebenschance. So wurde Centranthus trinervis, eine auf Korsika endemische Pflanze, durch den strikten Schutz ihres einzig bekannten Lebensraums von der Kategorie „vom Aussterben bedroht“ in die Kategorie „stark gefährdet“ herabgestuft.

Durch Bekämpfung invasiver Arten – bestimmte Pflanzen, Ziegen und Ratten – konnten zudem im vergangenen Jahrzehnt auf Madeira die meisten der bedrohten Landschnecken erhalten werden.

(EU-Kommission, 25.11.2011 – DLO)

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