Neue Ergebnisse zur Mensch-Hund-Beziehung haben jetzt österreichische Wissenschaftler im Fachmagazin „Interaction studies“ vorgelegt. Stark gebundene Besitzer besitzen danach auch stark gebundene Hunde. Fazit der Forscher: „Gleich und gleich gesellt sich gern…“
Manuela Wedl und Kurt Kotrschal, Verhaltensbiologen an der Universität Wien und Konrad Lorenz von der Forschungsstelle Grünau untersuchten in ihrer neuen Studie, welche individuellen und sozialen Faktoren die Nähe zwischen Hunden und deren Besitzern bestimmen. Dabei konzentrierten sich die Wissenschaftler nicht nur auf die Tiere, sondern vor allem auf die Persönlichkeit der beteiligten Menschen.
22 Mensch-Hund-Paare untersucht
Mit ethologischen und psychologischen Methoden erforschten die Verhaltensbiologen, wie Mensch und Hund in einer neuen Situation in einem unbekannten Raum reagierten. Ausgangsbasis für die Verhaltensanalyse waren 22 Mensch-Hund-Paare: zehn Männer und zwölf Frauen im Alter von 23 bis 68 Jahren mit ihren unkastrierten Rüden (1,5 bis sechs Jahre alt).
Untersucht wurde in der neuen Studie, welche individuellen und sozialen Faktoren die Nähe zwischen Hunden und deren Besitzer bestimmen, zum Beispiel die Persönlichkeit von Hund und Besitzer, das Geschlecht der Besitzer sowie die Qualität der Mensch-Hund-Beziehung.
Persönlichkeit von Hund und Besitzer ermittelt
Ein Szenario für die Analyse war beispielsweise folgendermaßen: Besitzer und Hund halten sich gemeinsam in einem neuen Raum auf. Der Besitzer wurde durch die Aufgabe, Bilder im Raum zu betrachten und zu bewerten, in seiner Aufmerksamkeit vom Hund abgelenkt. Der Hund konnte sich währenddessen frei im Raum bewegen. Solche Testsituationen wurden gefilmt und anschließend codiert.
Die Persönlichkeit der Besitzer ermittelten die Verhaltensbiologen mithilfe des so genannten „Fünf-Faktoren-Modells“ (Big Five), die Persönlichkeit der Hunde über Beobachter-Bewertungen und die Mensch-Hund-Beziehungen mittels Hauptkomponentenanalysen.
Hund als „sozialer Unterstützer“?
Zu den „Big Five“ gehören Extraversion, Verträglichkeit, Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus. Bei letzterer Eigenschaft handelt es sich um Menschen mit geringer emotionaler Stabilität, die eher pessimistisch in die Zukunft blicken.
„Je höher der Besitzer nun auf der Neurotizismus-Achse lag, je mehr der Mensch seinen Hund als ‚sozialen Unterstützer‘ betrachtete und je wichtiger es für ihn war, Zeit mit seinem Hund zu verbringen, desto länger hielt sich der Hund in der Nähe des Besitzers auf, während dieser die Bilder betrachtete“, kommentiert Wedl das Ergebnis. Darüber hinaus hatte die Persönlichkeit des Hundes ebenfalls einen Effekt auf die räumliche Nähe zwischen Hund und Besitzer. Je „vokaler und aggressiver“ der Hund war, desto weniger hielt er sich in der Nähe des Besitzers auf, so die Forscher.
Intensität der Beziehung relativ symmetrisch
Die gewonnenen Erkenntnisse weisen nach Angaben der Wissenschaftler darauf hin, dass die Intensität der Beziehung innerhalb von Mensch-Hund-Paaren relativ symmetrisch ist: Stark gebundene Menschen haben stark gebundene Hunde. Darüber hinaus weisen die Verhaltensbiologen darauf hin, dass in jeglicher „Anwendung“, wie beispielsweise bei tiergestützten Aktivitäten oder Teamtrainings, ein systemischer Ansatz angebracht ist. Die Verhaltensforschung soll sich nicht nur auf den Hund konzentrieren, sondern vor allem auch auf die Persönlichkeit der beteiligten Menschen. (Interaction studies; doi: 10.1075/is.11.3.09wed)
(Universität Wien, 18.03.2011 – DLO)