Ein internationales Forscherteam hat gezeigt, warum lichterzeugter Strom in organischen Solarzellen teilweise verloren geht. Die Wissenschaftler berichten über die Ergebnisse ihrer Experimente in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Physical Review Letters“.
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Seit rund zehn Jahren beschäftigen sich Forscher mit organischen Solarzellen. Sie können umweltfreundlich hergestellt werden und lassen sich auf unterschiedlichste Materialien, zum Beispiel Plastikfolie, aufbringen. Verglichen mit herkömmlichen Silizium-Solarzellen produzieren sie aber nur ein Fünftel der elektrischen Energie. Woran das liegt, ist bis heute nicht vollständig geklärt – ein Großteil des Stroms versickert aber offenbar im Material.
Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) haben nun zusammen mit schottischen Kollegen eine Methode entwickelt, die Stromverluste anhand des magnetischen Fingerabdrucks der stromtragenden Teilchen nachweist. Hierfür manipulieren die Forscher auf raffinierte Weise die magnetischen Eigenschaften dieser Teilchen.
Loch im Polymer
Da organische Solarzellen aus Kohlenstoff-Verbindungen, also Kunststoffen, bestehen, werden sie auch Plastiksolarzellen genannt. Das Herz der Zelle bildet eine nur 100-Millionstel Millimeter dünne Schicht, die aus zwei Bestandteilen besteht: Polymere und fußballförmige Fullerene. Beide sind miteinander vermischt.
Fällt nun Licht auf die Mischschicht, wird das Polymer in einen angeregten Zustand versetzt, den man Exziton nennt. Trifft ein Exziton auf ein Fußballmolekül springt ein Elektron den Wissenschaftlern zufolge auf das Fulleren und im Polymer verbleibt ein „Loch“. Damit Strom fließt, müssen die Elektronen und Löcher zu den Kontakten an den jeweils gegenüberliegenden Seiten der Solarzelle gelangen.
Die Elektronen hüpfen nach Angaben der Forscher über das Fulleren, die Löcher auf der Polymerkette. Die Löcher, Wissenschaftler nennen sie Polaronen, können sich auf diesem Weg gegenseitig behindern und senken dadurch den Wirkungsgrad der Solarzelle. Dieser gibt das Verhältnis zwischen gewonnener elektrischer und von der Sonne eingestrahlter Energie an.
Bipolaron-Bildung erstmals sichtbar gemacht
Die Wissenschaftler konnten mit ihrer Methode, der elektrisch detektierten magnetischen Resonanz (EDMR), sichtbar machen, dass die Polaronen sich immer dann behindern, wenn ihr magnetisches Moment – Spin genannt – identisch ist. „Wir konnten diese schon länger vermutete so genannte Bipolaron-Bildung erstmals sichtbar machen und somit beweisen“, sagt Jan Behrends, der am HZB-Institut für Silizium-Photovoltaik die Messungen durchgeführt hat.
Bei der EDMR-Methode manipulieren die Forscher mit Hilfe eines äußeren Magnetfeldes und einer Mikrowelle den Spin der Polaronen. Durch einen Resonanzeffekt lässt sich der vorher zufällig verteilte Spin wie eine Kompassnadel drehen und gezielt beeinflussen. Die Messdaten zeigten, dass der Strom frei fließt, wenn die winzigen Magnete entgegengesetzt ausgerichtet sind und bei gleicher Ausrichtung blockiert wird.
Kunststoffe ohne Spinblockade gesucht
Dank des neuen experimentellen Aufbaus der ursprünglich für Silizium entwickelten Methode, gelang es den Forschern, solche Stromverluste in Plastiksolarzellen bei Raumtemperatur nachzuweisen.
„Mit dieser grundlegenden Erkenntnis könnten organische Solarzellen weiter verbessert werden, zum Beispiel indem man gezielt Kunststoffe entwickelt, die keine Spinblockade aufweisen“, sagt Projektleiter Klaus Lips.
(idw – Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie, 27.10.2010 – DLO)