Medizin

Atemnot der Zellen lässt Tumore sprießen

Grazer Wissenschaftler belegen Warburg-Effekt

Österreichischen Wissenschaftlern sind wichtige neue Erkenntnisse in der Krebsforschung gelungen. Anhand von Bäckerhefe haben sie in der Fachzeitschrift „PLoS ONE“ nachgewiesen, dass verminderte Atmungsaktivität in Zellen eine Voraussetzung für die Entstehung von Tumoren sein kann und diese auch rasant wachsen lässt.

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„Hefezellen sind mit jenen des Menschen gut vergleichbar, vor allem in Punkto Zellwachstum“, erklärt Professor Dr. Frank Madeo vom Institut für Biowissenschaften an der Universität Graz, der zusammen mit Dr. Christoph Ruckenstuhl die neue Studie geleitet hat. „Krebs ist nichts anderes als ein wild wachsender Zellhaufen, der ungewöhnlich viel Energie verbraucht.“

Reduzierte Zellatmung vermindert Apoptose

Ruckenstuhl und Madeo konnten nun zeigen, dass die Reduzierung der Zellatmung den programmierten, natürlichen Zelltod, die so genannte Apoptose, vermindert und Zellen unkontrolliert überleben lässt. „Diese erhöhte Resistenz könnte entscheidend zur Tumorbildung und Bösartigkeit (Metastasierung) beitragen“, bestätigt Madeo.

Gleichzeitig ist den Grazer Forschern mit diesem Modell der Beweis eines Überlebensvorteils von Zellen durch den so genannten Warburg-Effekt gelungen. Der Biochemiker Otto Warburg – Nobelpreis für Medizin 1931 – beschrieb bereits in den 1920er-Jahren, dass ein maßgeblicher Anteil der Energie in Krebszellen durch einfachen Zuckerabbau (Glykolyse) generiert wird, bei gleichzeitiger Verminderung der Atmung. Erhöhte Atmungsaktivität hingegen hemmt das Wachstum von Tumoren.

Bald neue Therapiemöglichkeiten?

Ob damit auch der Kampf gegen Krebs erleichtert wird und sich damit neue Therapie-Möglichkeiten auftun, sind für Madeo – noch – Spekulationen. Der Molekularbiologe verweist jedoch auf Auffälligkeiten: „Interessanterweise ist Ausdauersport eine der besten vorbeugenden Maßnahmen gegen Krebs. Dabei wird sowohl die Sauerstoffversorgung des Körpers erhöht, als auch Zucker verbraucht – beides, klassisch nach der Warburg-Hypothese, Gift für die Krebszelle.“

(idw – Universität Graz, 03.03.2009 – DLO)

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