Die Tiefsee gehört noch immer zu den am wenigsten werforschten Gebieten unserer Erde. Jetzt hat ein Forscher erstmals zusammmenfassend die Artenvielfalt der atlantischen Tiefseefische vom Äquator bis hin zu den Polen untersucht.
Immer wieder einmal hört man Berichte von Riesen-Kalmaren oder fremdartig anmutenden Fischen, die tief unter der Meeresoberfläche in ewiger Dunkelheit leben. Dennoch gehört die Tiefsee auch heute noch zu den am wenigsten erforschten Lebensräumen unseres Planeten. Der Meeresbiologe Heino Fock vom Institut für Seefischerei des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) in Hamburg hat nun etwas Licht ins Dunkle gebracht. Er veröffentlichte in der Fachzeitschrift „Global Ecology and Biogeography“ die erste zusammenfassende Studie zur Artenvielfalt von Tiefseefischen im Atlantik.
Für die Studie erfasst Fock Fische, die in Tiefen von 1.000 bis 2.000 Metern leben. Die Auswertung betrifft den gesamten Atlantik von der Arktis (Grönland) bis hinunter zu Teilen des Südpolarmeeres an der Antarktischen Halbinsel. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren nahm der Forscher dafür an insgesamt 66 Probestellen regelmäßig standardisierte Fänge. Die Fangdaten, Protokolle und Aufzeichnungen flossen in die Datenbank HamPelFish (Hamburg Pelagic Fishes database) ein, die die Hamburger Fischereiforscher zusammen mit norwegischen Partnern im Rahmen des internationalen Projektes MAR-ECO speziell für diese Zwecke aufgebaut haben. Sie stellt nun eine einzigartige Datengrundlage dar.
Verteilung der Vielfalt ähnlich der Meeresoberfläche
Die höchste lokale Artenvielfalt fand sich in tropischen Breiten. Mehr als 450 verschiedene Fischarten traten in den dortigen Fängen auf. Zu den Polen hin sank die Biodiversität, die niedrigsten Werte von nur noch 124 Arten wurden für das Südpolarmeer gefunden. Mit dieser Verteilung ähnelt die Biodiversität in der Tiefsee derjenigen an der Meeresoberfläche.
Der wichtigste Faktor, der über die Artenvielfalt der Fische entscheidet, ist die Produktivität der Meeresgebiete. Sie wirkt sich unmittelbar auf die Nahrungssituation in Lebensgemeinschaften aus, also auf das fressen und gefressen werden, und bestimmt dadurch das gesamte Nahrungsnetz der
Meerestiere bis hinunter in die Tiefsee. In den tropischen Breiten fördert ein kontinuierlicher Zustrom von pflanzlichem Plankton aufgrund fehlender jahreszeitlicher Dynamik die Artenvielfalt, während sich in hohen Breiten die starke Saisonalität negativ auf die Vielfalt auswirkt. Als zweiter Faktor ist die Größe der Meeresgebiete von Bedeutung. Die großen Gebiete im Südatlantik beherbergen proportional mehr Arten als der relativ kleine Nordatlantik.
(Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, 15.01.2009 – NPO)