Gefräßige Raupen können in Gärten und auf Feldern große Schäden anrichten. Würzburger Biologen haben nun aber eine neue raffinierte Methode entwickelt, um den hungrigen Tieren Einhalt zu gebieten. Die Forscher berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts „Current Biology“.
Meist sind es dicke Schmetterlingsraupen, die sich an den Blättern von Kohl, Salat & Co. satt fressen. Aber auch die proteinreichen Raupen selbst sind begehrtes Futter. Unter anderem vor Faltenwespen müssen sie auf der Hut sein.
Das schaffen die Raupen mit feinsten Sinneshärchen: Sie registrieren damit die Luftbewegung, die beim Herannahen einer Wespe durch deren Flügelschlag entsteht. Die Raupen lassen sich dann auf den Boden fallen oder bleiben regungslos sitzen. So sind sie außer Gefahr – denn die Wespen jagen nur Beute, die sich bewegt.
Bienen bringen Raupen in Dauerstress
Honigbienen haben in etwa die gleiche Körpergröße und Flügelschlagfrequenz wie Faltenwespen. Die Raupen können mit ihren einfachen Sinneshärchen nicht unterscheiden, ob sich eine gefährliche Wespe oder eine harmlose Honigbiene nähert.
Kommen häufig Bienen in ihre Nähe, so bedeutet das für die Raupen ständigen Stress. Die Folge: Sie fressen bis zu 70 Prozent weniger Blattmasse als Raupen, die „bienenfrei“ leben. Das haben jetzt Jürgen Tautz und Michael Rostás vom Biozentrum der Universität Würzburg in Experimenten gezeigt.
Die Experimente im Käfig
Die Forscher platzierten im Botanischen Garten zwei große Käfige, in denen Paprika und Sojabohnen wuchsen. Beide Käfige bestückten sie mit den Raupen eines Eulenfalters, der bei Gemüsebauern als extremer Schädling bekannt ist.
In einem Käfig durften die Raupen ungestört fressen. In den anderen ließen die Forscher Honigbienen einfliegen, die dort eigens für sie platzierte Futterstellen besuchten. Der Flugverkehr störte die Raupen so sehr, dass sie bis zu zwei Drittel weniger Blätter vertilgten als die Raupen in dem anderen Käfig.
Geplant: Versuche im Bio-Landbau
Ob sich Gärtner und Landwirte diesen Effekt zunutze machen können, wollen die Würzburger Wissenschaftler im kommenden Frühjahr testen. „Wir suchen nach einem Bio-Hof, der dazu bereit ist, ein Gemüsefeld auf besondere Weise anzulegen – nämlich schön bunt mit Wildblumen garniert“, sagt Tautz. Die Blüten sollen vermehrt Bienen anlocken. Ob sich deren Treiben auch im Freiland ähnlich auf Raupen auswirkt wie im Käfig, das wollen die Würzburger Forscher dann genau überprüfen.
(idw – Universität Würzburg, 05.01.2009 – DLO)