Astronomen haben einen extrasolaren Planeten entdeckt, der einen extrem kleinen Stern umkreist. Möglicherweise handelt es sich bei dem Stern mit nur einem Zwanzigstel der Sonnenmasse sogar nur um einen Braunen Zwerg. Der neu entdeckte Planet hat ebenfalls nur das Dreifache der Erdmasse.
Der neue Planet MOA-2007-BLG-192Lb ist der kleinste seiner Art, der bisher in der Umlaufbahn um einen normalen Stern beobachtet wurde. Sein Zentralstern, MOA-2007-BLG-192L, liegt rund 3.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und ist ebenfalls rekordverdächtig: Denn noch nie wurde ein planetengroßer Trabant um einen so kleinen Stern nachgewiesen.
„Bisher sind keine Planeten gefunden worden, die Sterne von weniger als 20 Prozent der Sonnenmasse umkreisen“, erklärt David Bennett von der Universität von Notre Dame in den USA. „Aber unsere Entdeckung deutet darauf hin, dass selbst die kleinsten Sterne von Planeten umgeben sein können.“ Wissenschaftler eines internationalen Teams entdeckten den Miniplaneten im Rahmen zweier Kooperationsprojekte, dem Microlensing Observations in Astrophysics (MOA), und dem Optical Gravitational Lensing Experiment (OGLE).
Gravitationslinse verriet Miniplanet
Beide Projekte nutzen so genannte Gravitationslinsen als Hilfsmittel, um weit entfernte Objekte im All ausfindig zu machen und zu analysieren. Die Methode beruht darauf, dass die Schwerkraft eines im Vordergrund vorüberziehenden Sterns oder anderen Himmelskörpers das Licht weiter entfernter Objekte vergrößert und verzerrt. Ist der passierende Stern von einem Planeten umgeben, verändert dieser das resultierende Linsenbild auf charakteristische Art und Weise.
„Diese Entdeckung demonstriert die Empfindlichkeit und Eignung der Mikrolinsentechnik für die Suche nach massearmen Planeten“, erklärt Bennett. „Wie hoffen in naher Zukunft damit den ersten Planeten von der Masse der Erde zu entdecken.“ Als erstes spürte ein Teleskop des MOA-Projekts am Mount John Observatory in Neuseeland den Planeten auf. Astronomen der Europäischen Südsternwarte auf dem Paranal in Chile nutzen dann die hochauflösende Optik des Very Large Telescope, um genauere Daten zu gewinnen.
Brauner Zwerg oder normaler Stern?
Mit nur sechs bis acht Prozent der Sonnenmasse ist der Ministern so klein, dass Dichte und Temperatur in seinem Inneren möglicherweise nicht ausreichen, um eine Kernfusion in Gang zu halten. Das würde bedeuten, dass es sich hier nicht um einen normalen, sonnenähnlichen Stern, sondern um einen Braunen Zwerg handelt. Noch können die Astronomen nicht eindeutig bestimmen, welchem Typ der Stern angehört, da die für ihn ermittelten Massewerte samt Fehlertoleranzen genau auf der kritischen Grenze liegen.
„Diese Entdeckung ist sehr aufregend, denn sie deutet an, dass Planeten mit erdähnlicher Masse auch um sehr kleine Sterne entstehen können”, so Michael Briley von der amerikanischen National Science Foundation (NSF). „Das ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Suche nach erdähnlichen Planeten in der Zone des Lebens fremder Sterne.“
Erdähnlich warm und mit tiefem Ozean
Der neu entdeckte Planet umkreist seinen Zentralstern wahrscheinlich ungefähr in einem Abstand wie die Venus die Sonne. Doch weil der Stern zwischen 3.000 und einer Million mal lichtschwächer ist als die Sonne, ist es an der Obergrenze der planetaren Atmosphäre vermutlich kälter als auf Pluto. Die Astronomen schließen jedoch nicht aus, dass es nahe der Planetenoberfläche deutlich wärmer ist, da Atmosphäre und radioaktive Hitze aus dem Planetenkern für Wärme sorgen könnten. Die theoretischen Modelle deuten sogar an, dass der Planet möglicherweise vollständig von einem tiefen Ozean bedeckt ist.
(NSF, 04.06.2008 – NPO)