80 Millionen Jahre alt, 3,5 Tonnen schwer und fast zwei Meter im Durchmesser: Mit diesen Maßen beeindruckt der größte vollständige Ammonit der Welt die Besucher des LWL-Museums für Naturkunde im westfälischen Münster. Grund genug für die Paläontologische Gesellschaft Parapuzosia seppenradensis zum Fossil des Jahres 2008 zu wählen. Die Auszeichnung wurde dem Giganten heute an seinem Heimatstandort verliehen.
„Abgüsse des 3,5 Tonnen schweren und 180 Zentimeter großen ausgestorbenen Meerestieres Parapuzosia seppenradensis sind in nahezu allen großen Naturkundemuseen der Welt ausgestellt“, beschreibt Professor Jes Rust vom Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn und Präsident der Paläontologischen Gesellschaft die Bedeutung des Fossils. Nachdem das außergewöhnliche Exponat fast zehn Jahre lang hinter einer Wand des Münsteraner Museums verschwunden war, zogen schließlich im Jahre 2006 schwere Spezialfahrzeuge den Riesenammoniten millimeterweise in das Foyer.
Entdeckt vor mehr als 100 Jahren
Bereits vor über einem Jahrhundert wurde der Kopffüßer in einem Steinbruch bei Seppenrade im südlichen Münsterland ausgegraben. 1895 erreichte dann ein Telegramm mit der Nachricht von dem Sensationsfund den Direktor des Westfälischen Provinzialmuseums – für 125 Goldmark erwarb er das heutige Wahrzeichen des LWL-Museums für Naturkunde.
„Der größte vollständige Ammonit der Erde ist als Steinkern erhalten: Der ursprüngliche Hohlraum ist mit Sediment ausgefüllt und das kalkige Gehäuse wurde bis auf wenige Reste weggelöst“, erklärt Dr. Lothar Schöllmann vom LWL-Museum für Naturkunde in Münster. Von diesem Steinkern hat die komplette linke Seite mit insgesamt vier Windungen die Jahrmillionen überdauert. Die Grundform des Gehäuses ist eine aufgerollte Spirale, von außen sind die Trennwände als so genannte Lobenlinien deutlich zu erkennen. Sie stellen ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Ammonitenarten und Gruppen dar.
„Die Schale ist in zwei Bereiche unterteilt, die Wohnkammer und den gekammerten Auftriebskörper. Dessen Kammern waren beim lebenden Tier hauptsächlich mit Gas gefüllt. Durch das Ein- beziehungsweise Auspumpen von Kammerflüssigkeit konnte der Riesenammonit im Wasser auf- oder absteigen“, erläutert Schöllmann.
Größe als Schutz
Ammoniten sind eine in der Erdgeschichte außergewöhnlich erfolgreiche Tiergruppe. Sie existierten vom Unterdevon (vor 417 Millionen Jahren) bis zum Ende der Kreidezeit (vor 65 Millionen Jahren). Die Größe der Schale ausgewachsener Tiere lag meist im Bereich von Zentimetern, Parapuzosia seppenradensis gehört mit vermutlich bis zu zwei Metern Durchmesser zu den Giganten.
Solche Riesenformen bevölkerten vor allem während der Kreidezeit die Weltmeere. Nach einem starken globalen Meeresspiegelanstieg konnten sich die Kopffüßer in weitläufigen Flachwasserbereichen ansiedeln. Ihre Größe brachte den Tieren Vorteile wie Schutz vor Fressfeinden und wahrscheinlich ein höheres Lebensalter.
Der Riesenammonit ist ganzjährig im LWL-Museum für Naturkunde in Münster zu sehen.
Weitere Informationen gibt es unter:
www.lwl-naturkundemuseum-muenster.de und www.palaeo.de/palges/
(Anja Meyer, Paläontologische Gesellschaft, 08.01.2008 – DLO)