Medizintechnik

Mini-Schirme heilen Kinderherzen

Neue OP-Methode verhindert Spätfolgen bei Eingriffen an der Kammerscheidewand

Fehlbildungen am Herzen von Säuglingen könnten bald wesentlich schonender behoben werden. Denn erstmals ist es gelungen, ein dreijähriges Kind mit einem Defekt an der Kammerscheidewand mithilfe des so genannten Doppelschirmsystems zu operieren. Bislang wurde diese Methode nur im Vorhof des Herzens eingesetzt, wo der Blutdruck deutlich geringer ist. Das Doppelschirmsystem verringert nicht nur die OP- Dauer, sondern verhindert auch Spätfolgen, die andere Operationsmethoden verursachen können.

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Ein Defekt zwischen den beiden Herzkammern gehört bei Neugeborenen zu einer der häufigsten Fehlbildungen des Herzens. Weil durch das Loch im Herzen zuviel Blut von der linken in die rechte Herzkammer fließt, muss in einer ersten Operation die Lungenschlagader der Kinder eingeengt oder "gebändelt" werden, um den Blutfluss zu regulieren. Die Operation ist allerdings nur eine Zwischenlösung, das Bändchen muss nach einer gewissen Zeit wieder gelöst werden. Der eigentliche Defekt in der Kammerscheidewand kann dann oft nur mit einem Schnitt durch die linke Herzkammer behoben werden: Ein Eingriff mit erheblichen Folgen. Die Narben im Gewebe ähneln denen, die ein Herzinfarkt verursacht. Mit 18 Jahren haben die Herzen der Kinder dann nur noch die Pumpleistung eines 55-Jährigen.

Der eingesetzte Okkluder oder Doppelschirm verhindert diesen Effekt, wie nun die Operation in der Kinderklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zeigen konnte. Im Teamwork von Kardiologe und Herzchirurg erfolgt die Operation durch die rechte Herzkammer. Wenn der Chirurg das Bändchen um die Lungenschlagader gelöst hat, schiebt der Kardiologe die Schirmchen mit einem Katheter an ihren Zielort zwischen den Herzkammern, wo sie sich auf beiden Seiten des Loches anpassen und es sicher und komplett verschließen. Das Metallgeflecht ist korrosionsstabil, an den Gore- Tex-Fasern des Schirmchens kleben sich die Blutzellen förmlich an, bis die Fasern schließlich von der Herzinnenhaut überwachsen sind. Der Eingriff dauert eine halbe Stunde, die klassische OP kann bis zu vier Stunden dauern. Narbenbildung gibt es bei dieser auch "Hybrid- Intervention" genannten OP-Methode nicht, weil der Schnitt durch die linke Herzkammer ganz entfällt, die Kinderherzen können sich wesentlich unbelasteter weiterentwickeln. Die Operationsmethode soll beständig weiterentwickelt werden, so dass die erste Operation zur Verengung der Schlagader in Zukunft überflüssig wird.

(idw – Medizinische Hochschule Hannover, 05.09.2006 – AHE)

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