Mathematik

EinStein würfelt nicht!

Neues Brettspiel und Einstein-Meile vorgestellt

Brettspiel EinStein würfelt nicht © Universität Jena

„Jedenfalls bin ich überzeugt, dass der Alte nicht würfelt“, schrieb 1926 Albert Einstein an Max Born. Die Nachwelt machte daraus „Gott würfelt nicht!“ Passend zum Einstein-Jahr 2005 hat Professor Ingo Althöfer von der Universität Jena dieses Zitat aufgegriffen und für den Titel eines neuen Spiels genutzt. „EinStein würfelt nicht“ heißt das Brettspiel, das der Mathematiker entwickelt hat. Es ist das offizielle Begleitspiel der Wanderausstellung „Gott würfelt nicht – Spiel in der Wissenschaft, Wissenschaft im Spiel“, die am 17. Juli in Göttingen eröffnet wird.

Die Regeln des etwas an Backgammon erinnernden Spieles sind einfach. Zwei Spieler haben jeweils sechs (Einstein)Figuren im Wert von eins bis sechs. Der Spieler, der am Zug ist, würfelt und darf dann den Stein mit der gewürfelten Nummer um ein Feld gerade oder schräg nach vorne bewegen. Ziel ist es, die gegnerische Ecke des Spielbretts mit einem Stein zu erobern. Klingt einfach – und ist es auch.

Doch gegen Althöfer oder gegen einen anderen starken Spieler zu gewinnen, ist alles andere als simpel. „Die Besonderheit des Spiels liegt darin, dass man auch seine eigenen Steine schlagen darf und dadurch mehr Beweglichkeit für die verbleibenden Figuren erhält“, erläutert Althöfer.

Wenn ein Spieler nur noch einen Stein übrig hat, muss er nicht mehr würfeln: Ein Stein würfelt nicht! Althöfers Tipp: „Weniger Steine kommen schneller voran“. Daher rät der erfahrene Spieler dazu, möglichst früh zwei bis drei eigene Steine zu schlagen, denn nicht die Masse bringt den Sieg. „In diesem Spiel ist eben auch das Material relativ“, sagt Althöfer in Anspielung auf Einstein. Im Internet wird derzeit der Holländer Theo van der Storm (aus Amsterdam) als stärkster menschlicher EinStein-Spieler „gehandelt“.

Mathematik wird anschaulicher

Das Entwickeln und Verbessern von Spielen ist jedoch nicht Selbstzweck an Althöfers Lehrstuhl für Mathematische Optimierung, wo bereits mehrere Spiele entstanden sind. „Das Spiel zeigt, wie Wissenschaft in der Praxis funktioniert und macht Mathematik anschaulicher“, erläutert Althöfer. So lässt sich etwa mit dem EinStein-Spiel die Wahrscheinlichkeits-Rechnung ganz plastisch lernen. Außerdem wird beim Spieleerfinden als Hilfsmittel intelligente Software eingesetzt, die am Lehrstuhl im Rahmen von Diplomarbeiten entstanden ist.

Der Informatikstudent Andreas Schäfer hat in einer Semesterarbeit ein Computerprogramm namens „RocknRoll-Baby“ entwickelt, das das Spiel momentan wohl besser beherrscht als jeder Mensch. Das musste Jenas bester „EinSteiner“, Dr. Stefan Schwarz, am eigenen Leib erfahren. Der Mitarbeiter an Althöfers Lehrstuhl verlor im „Prüfungswettkampf“ – es ging um den Seminarschein für Andreas Schäfer – gegen das „Baby“ ganz deutlich mit 3:17.

Der Mathematikdoktorand Jörg Sameith hat unter Mithilfe von Stefan Schwarz ein weiteres EinStein-Programm geschrieben, bei dem sich die Spielstärke in Stufen einstellen lässt. Der Reiz für dieses freiwillige Engagement liegt bei Sameith und Schwarz darin, „ein starkes Programm zu haben, das einen zwingt, selber möglichst gut zu spielen. Bis zur Spielstufe ,Geselle‘ spielt man gut mit“, so Schwarz. Gegen die Meisterstufe verlieren aber selbst die Entwickler bei längeren Partieserien fast immer.

„Einstein-Meile“ in Berlin

Unterdessen steht in Berlin ein weiteres Highlight des Einstein-Jahres für Besucher aus aller Welt bereit. Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung und Forschung, hat gestern die Einstein-Meile Unter den Linden in Berlin eröffnet. Sechzehn etwa 2,50 m hohe, rote „E“s mit Texten zu Leben und Werk Albert Einsteins führen Spaziergänger zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz durch Einsteins Berliner Jahre. Zusammen mit Berlins Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Thomas Flierl, Professor Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, und Professor Jürgen Renn, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck- Instituts für Wissenschaftsgeschichte, enthüllte Bundesforschungsministerin Bulmahn das „E“ vor dem historisch bedeutsamen Ort der Staatsbibliothek zu Berlin.

Die „E“s weisen auf die Ausstellung des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte „Albert Einstein – Ingenieur des Universums“

hin, die ab 16. Mai im Berliner Kronprinzenpalais Unter den Linden zu sehen sein wird. „Sie sind zudem ein Beitrag, mit dem wir Einsteins Leben in den öffentlichen Raum und in den Alltag der Menschen bringen“, sagte die Ministerin. „Das Einsteinjahr 2005 will dazu beitragen, insbesondere junge Menschen für Wissenschaft zu interessieren. Wir brauchen mehr wissenschaftlichen Nachwuchs, junge Menschen, die engagiert und fragend an die Probleme herangehen und mit Entschlusskraft Lösungen entwickeln. Querdenkend, hinterfragend und innovativ. Dafür ist Einstein Vorbild“, so Bulmahn weiter.

Gruss wies auf den wissenschaftlich und historischen Ort der Staatsbibliothek hin, in der sich einst die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften befand. „Albert Einstein kam 1914 in die Reichshauptstadt Berlin und wurde Mitglied der Akademie. Er wirkte hier nicht nur als ein hervorragender Wissenschaftler, sondern auch über das eigene Wissensgebiet hinaus“, sagte Gruss.

Die Begegnungen mit den „E“s im Außenraum sollen sich in der Ausstellung, die am Pfingstmontag, 16. Mai 2005, mit einem „Einstein- Meilen-Fest“ eröffnet wird, fortsetzen. „Die Ausstellung bildet das Herzstück des Einsteinjahres, mit der wir Albert Einstein in einen umfassenden kulturgeschichtlichen Zusammenhang setzen, der deutlich macht, dass Wissenschaft ein Menschheitsunternehmen ist. Historische Exponate, darunter zahlreiche bisher unveröffentlichte Dokumente, interaktive Installationen und vieles mehr sollen die moderne Physik verständlich machen. Wir laden alle ein, an diesem Abenteuer der Erkenntnis teilzuhaben“, sagte Professor Jürgen Renn, Leiter der Ausstellung.

(Universität Jena, BMBF, 13.04.2005 – DLO)

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