Wissenschaftler der taiwanesischen Chang-Gung Universität in Taoyuan haben einen Salmonellenstamm entdeckt, der mit den herkömmlichen Antibiotika nicht bekämpft werden kann. Bisher eingesetzte Mittel wie Ceftriaxon und Ciprofloxacin können dem Bakterienstamm Salmonella choleraesuis nichts anhaben, berichtet das Wissenschaftsmagazin The Lancet.
Der Wissenschaftler Jonathan Ou und sein Fortscherteam hatten den Fall eines 58-jährigen Patienten untersucht, der im Jänner 2002 mit einer Blutvergiftung ins Krankenhaus gekommen war. Trotz Antibiotika-Therapie starb der Mann acht Tage nach der Einlieferung. Alle verabreichten Medikamente konnten dem Krankheitserreger nichts anhaben. Nach dem Bekanntwerden des Falles wurden strengste Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um ein eventuelles Übertragungsrisiko einzudämmen. Im Fachmagazin Lancet sprechen die Mediziner von einer „ernsten Bedrohung der öffentlichen Gesundheit“. Experten warnen nämlich davor, dass die für die Resistenz verantwortlichen Gene leicht von einem Bakterium zu einem anderen übertragen werden können.
Salmonellen sind Bakterien, die sich sowohl aerob, also mit Sauerstoff, als auch anaerob, also ohne Sauerstoff, vermehren können. Da sie sich mit der Gramfärbung nicht anfärben, bezeichnet man sie als gramnegativ. Sie sind nach dem amerikanischen Bakteriologen Daniel Salmon (1850-1914) benannt. Die Gattung Salmonella zeichnet sich durch einen sehr großen Artenreichtum aus. Es sind ca. 2.000 Arten bekannt, die sich durch die Analyse bestimmter Antigene differenzieren lassen. Von diesen sind rund 120 Arten in der Lage, beim Menschen eine Erkrankung hervorzurufen. Die Salmonellen-Erreger kommen sowohl beim Menschen als auch bei Tieren vor.
Die wichtigste Infektionsquelle sind infizierte Nahrungsmittel wie gefrorenes Geflügel oder Eier. Insbesonders eiweißreiche Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Eier bieten den Salmonellen bei mangelhaften hygienischen Bedingungen ausgezeichnete Vermehrungsmöglichkeiten. Für eine Infektion sind sehr hohe Keimzahlen, ca. 1.000.000 bis 1.000.000.000 Keime, erforderlich. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch ist außerordentlich selten.
(Pressetext Europe, 19.04.2004 – DLO)