Auch zu Ostern reißen die düsteren Kimaprognosen nicht ab: Nach einer im Wissenschaftsmagazin New Scientist vorgestellten Modellstudie des Klimatologen Jonathan Gregory ist nicht nur das Küsteneis, sondern auch das Inlandeis Grönlands akut von einer Schmelze bedroht.
Grönland, die größte Insel der Erde, verfügt nach der Antarktis über die zweitgrößte Inlandseismasse der Erde. Die Ausmaße dieses Eispanzers sind gewaltig: Er ist bis zu 3.000 Meter hoch und enthält 2,85 Millionen Kubikkilometer Eis, das aus der letzten Eiszeit übrig geblieben ist.
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Die Eisschmelze könnte nach den Untersuchungen des Klimatologen von der University of Reading schon innerhalb der kommenden 50 Jahre beginnen. Und Gregory warnt, dass die Schmelze irreversibel sei. Bis allerdings das gesamte Eis abgeschmolzen ist, werden allerdings mindestens 1.000 Jahre vergehen. Dann wird der Meeresspiegel global allerdings um etwa sieben Meter ansteigen.
Gregorys Theorie stößt bei einigen Expertenkollegen jedoch auf Kritik: Die steigende Temperatur führe nicht notwendigerweise dazu, dass das gesamte Inland-Eis in Grönland schmilzt. Außer Frage scheint allerdings zu stehen, dass Teile des Inland-Eises tatsächlich schmelzen werden. Dadurch könnte der Salzgehalt des Nordatlantik niedriger werden und es im Extremfall zum Kollaps des Golfstroms kommen. Dieses Ereignis würde einer weiteren Erwärmunentgegensteuern, da in diesem Falle die „Fernheizung Europas“ ausfallen könnte und daher die Temperaturen lokal sinken. Auch ein weiteres Abschmelzen wäre damit verhindert.
Trotz der Kritik hält Gregory seine Warnungen aber dennoch aufrecht. Er sieht die Balance zwischen den das Eis erneuernden Niederschlägen und dem Schwund durch abbrechende Eisberge gefährdet. Wenn nach den Berechnungen des Klimatologen, der gemeinsam mit Philippe Huybrechts, einem Gletscherforscher der freien Universität von Brüssel arbeitet, die Temperatur um nur drei Grad Celsius im Jahr steigt, dann setzt die Schmelze des Inlandeises ein. Eine solche Schmelze sei dann aber kaum aufhaltbar, da sich dann auch die Niederschlagsmenge verringern werde. Der NASA-Experte Bill Krabill nimmt an, dass sich das Grönland-Eis bereits jetzt um jährlich etwa 50 Kubikkilometer ausdünnt.
(Pressetext Europe, 13.04.2004 – NPO)