Informatik

Sprachtechnologen unterstützen Interpol und andere Ermittler bei der Suche nach Kriminellen

Universität des Saarlandes

Drogendealer, Waffenhändler, Kinderporno-Produzenten und -Konsumenten sind nur einige Beispiele von Kriminellen, denen Polizei und Staatsanwaltschaften oft nur schwer auf die Schliche kommen. Erleichtern könnte die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden bald die Forschung von Saarbrücker Sprachtechnologen. Im Projekt „Roxanne“ arbeitet ein Team vom Lehrstuhl von Professor Dietrich Klakow mit weiteren Forschungseinrichtungen in ganz Europa sowie mit Ermittlungsbehörden, darunter Interpol, daran, abgehörte Telefonate schneller und effizienter auf verdächtige Inhalte zu durchforsten.
Bisweilen kann auch die geheimnisvolle Welt der Kriminellen recht banal sein. „Auch ‚böse Buben‘ machen am Telefon klassischen Smalltalk“, sagt Dietrich Klakow. Sie reden dann übers Wetter in der Region oder die jüngsten Fußballergebnisse des hiesigen Lieblingsvereins. „Dazwischen kommt dann ein kleiner Schnipsel über das kriminelle Geschäft, das sie abwickeln wollen“, erläutert der Professor für Sprach- und Signalverarbeitung weiter. Und genau diese paar Sätze sind wertvoll für die Strafverfolgungsbehörden.

Bislang müssen die abgehörten Telefonate mühsam von menschlichen Ermittlern durchgehört werden, um verdächtige Stellen zu finden. Dabei geht viel Zeit verloren, die die Polizisten nicht in ihre eigentliche Ermittlungsarbeit stecken können. Künftig könnte ein Computerprogramm diese Analyse-Arbeit übernehmen und so die Arbeit der Ermittler deutlich beschleunigen. Dabei muss das Programm natürlich wissen, an welchen Stellen die bösen Buben übers Wetter plaudern und an welchen über ihr kriminelles Treiben.

An dieser Stelle kommt die Expertise der Saarbrücker Forscher ins Spiel. „Sagen wir, die Behörden hätten gerne aus mehreren abgehörten Telefongesprächen eines kriminellen Netzwerkes die Informationen über einen bestimmten Sprengstoff, mit dem die Verdächtigen handeln“, ist ein Beispiel, das Dawei Zhu, Doktorand am Lehrstuhl von Dietrich Klakow, nennt. Dann untersucht der Algorithmus diese Gespräche. „Das Computerprogramm kann dann bestimmte Muster erkennen und so herausfinden, an welchen Stellen die Kriminellen über den Sprengstoffhandel gesprochen haben“, so Dawei Zhu.

„Der Algorithmus soll aber auch dann funktionieren, wenn er ein bestimmtes Wort oder eine Redensart noch nicht kennt“, erklärt Michael Hedderich, der in Klakows Team für die Anwendung des Algorithmus auf verschiedene Sprachen im Projekt verantwortlich ist. „Das große Ziel wird es sein, ein System zu entwickeln, das einfach auf verschiedene Sprachen anzuwenden ist“, erklärt der Forscher. Dadurch, dass „Roxanne“ ein Projekt von Partnern aus 16 europäischen Ländern ist, müssen natürlich deutsche Ermittler genauso davon profitieren wie zum Beispiel ihre französischen und tschechischen Kollegen. „Das ist eine große Herausforderung“, so Michael Hedderich.

Seine Kollegin Dr. Volha Petukhova erklärt das Ziel: „Wir peilen eine Automatisierung von zirka 30 Prozent des gesamten Arbeitsaufwands an, den Ermittler bei der Auswertung von abgehörten Telefongesprächen erbringen müssen.“ Konkret könnte am Ende der Arbeit eine Software entstehen, die die Ermittler mit einem Suchbegriff („Plastiksprengstoff“) und mehreren Paraphrasierungen („Ware“, „Stoff“ usw.) über eine Vielzahl von Telefongesprächen laufen lassen könnten. In Windeseile hätte das Programm die verdächtigen Stellen gefunden, und die Ermittler könnten sich auf die weitere Strafverfolgung konzentrieren, statt sich stundenlange Telefonate darüber anzuhören, dass das Wetter in Südfrankreich aber gerade wirklich mies ist oder der FC Chelsea am Wochenende ziemlich schlecht gekickt hat.

Quelle: Universität des Saarlandes

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