Etwa 750 bis 1.000 verschiedene Tintenfischarten tummeln sich in den Meeren – und jedes Jahr werden es mehr. Während es weltweit zu einem immer schnelleren Artensterben kommt, ist der Trend bei den Tintenfischen zurzeit noch eher gegenläufig. Doch nicht etwa, weil diese Meeresbewohner resistenter gegen Umweltverschmutzung oder ähnliches sind als andere: Moderne Tauchboote und die Tiefseefischerei fördern einfach immer neue Spezies ans Tageslicht, die sich bisher erfolgreich den Blicken der Wissenschaftler und Taucher entzogen haben.
Auch an unseren Küsten gibt es insgesamt 13 verschiedene Arten dieser Weichtiere, darunter der Gemeine Tintenfisch, Sepia officinalis, oder der kleine Nordseekalmar. Am 9. Dezember 2003 haben Wissenschaftler um die Biologin Martina Beil vom Institut für Ostseefischerei der Bundesforschungsanstalt für Fischerei sogar in der Ostsee in Höhe der Mecklenburger Bucht Tintenfische gesichtet: so weit östlich wie seit langem nicht mehr.
Seit Ende des Kambriums auf der Erde aktiv
Zeit, um all diese extravaganten Tiere zu entwickeln, hatte die Natur mehr als genug. Denn Tintenfische gehören zu den ältesten bekannten Tiergruppen auf der Erde. Seit Ende des Kambriums vor weit mehr als 500 Millionen Jahren besiedeln sie bereits die Ozeane der Welt und haben die Weiten der Tiefsee, aber auch flache Küstengewässer oder Gezeitentümpel für sich als Lebensraum erobert.
Zu den heute lebenden Tintenfischen gehören die unterschiedlichsten Arten und Gestalten: Manche, wie Octopusse oder Kraken, haben acht Fangarme, andere zehn – Sepien und Kalmare – wieder andere, wie Nautilus- oder Perlboot, sogar 90.
Ihr Körper gliedert sich in Kopf, Fuß und den Eingeweidesack, der von einem schützenden Mantel umgeben ist. Da die mit Saugnäpfen übersäten Fangarme quasi direkt am Kopf ansetzen, werden die Tintenfische auch als Kopffüßer bezeichnet. Allen gemeinsam ist, dass sie kein Skelett besitzen und deshalb zu den Weichtieren gezählt werden.
Lebendes Fossil
Anders als ihre engsten Verwandten, die Schnecken und Muscheln, verfügen die meisten Tintenfische aber über keine äußere Schale mehr. Nur die Nautilus-Arten schützen sich noch durch ein sich ständig vergrößerndes, verzweigtes Kammergehäuse vor Feinden. Die Tiere bewohnen dabei immer nur die letzte „Höhle“ und können über ein ausgefeiltes System die anderen Kammern je nach Bedarf mit Gas oder Wasser füllen und so wie ein U-Boot für Auftrieb oder Abtrieb sorgen.
Nautilus gehört zu den ursprünglichsten noch lebenden Tintenfischen. Wissenschaftler schätzen, dass sie bereits vor rund 40 Millionen Jahren in den Weltmeeren auftauchten und seitdem ihr Aussehen kaum verändert haben. Sie werden deshalb auch als lebende Fossilien bezeichnet.
Sepien und Kraken
Wer schon einmal an der Nordsee oder am Mittelmeer am Strand spazieren gegangen ist, hat vermutlich bereits – ohne es zu wissen – die Schalenreste von Tintenfischen entdeckt. Dieser ovale so genannte Schulp, der bei der Tiergruppe der Sepien als innere Schale zur Standardausrüstung des Körpers gehört, wird von Vogelliebhabern oft als Wetzstein oder Kalkspender in Käfigen eingesetzt. Die Sepien nutzen ihn zur Stabilisierung des Körpers, aber auch als Auftriebsmittel, da der Schulp von ultrafeinen Luftkammern durchzogen ist.
Völlig ohne Schale kommen dagegen Kraken aus. Und dies hat durchaus seine Vorteile im alltäglichen Leben der Tiere. So reicht ihnen auf der Flucht vor Feinden ein Zwei-Euro-großes Schlupfloch, durch das sie ihren perfekt formbaren Körper hindurchzwängen um zu entkommen. Jungtiere nehmen auch schon mal mit einer leeren Coladose oder einer Flasche am Meeresboden Vorlieb.
Stand: 05.03.2004