Auch am Ounianga Serir suchten die Wissenschaftler um Kröpelin nach den Spuren der Vergangenheit. Infolge der starken Windabtragungen sind an der Oberfläche des Sees jedoch nur sehr wenige Überreste der Ablagerungen älterer Seestadien erhalten. Diese liegen bis zu 80 Meter über dem heutigen Seeboden.
Die fein geschichteten Kieselalgenschlämme und von Schneckengehäusen durchsetzten Kalke sind aufgrund von Radiokarbondatierungen im frühen Holozän entstanden, also vor 7.000 bis 10.000 Jahren. Die einzelnen Sedimentabfolgen, im Rahmen der Expedition beprobt und dokumentiert, wollen die Forscher später mit dem Klimaarchiv des Yoa-Sees von Ounianga Kebir vergleichen.
Rekonstruktion mit Hilfe „virtueller Flutungen“
Durch Präzisionsmessungen der höher gelegenen Seeablagerungen mithilfe des sogenannten Differentiellen Global Positioning System (DGPS) konnten die Forscher verschiedene Seestände der Vergangenheit ermitteln. „Virtuelle Flutungen“ von digitalen Höhenmodellen auf der Basis dieser Messdaten gestatten eine präzise Rekonstruktion des während der letzten Feuchtzeit vielfach größeren Sees von Ounianga Serir.
In geoarchäologischer Gemeinschaftsarbeit hilft dieses Vorgehen auch bei der Suche nach prähistorischen Siedlungsplätzen, da diese meist an den Ufern angelegt wurden – und heute in dem weitläufigen, meist sandbedeckten Gelände kaum auffindbar wären.
Fortsetzung folgt…
Doch die bisher gewonnenen paläoklimatischen Daten müssen schrittweise erweitert werden. Deshalb planen die Forscher, die aufwendigen Bohrungen in Ounianga Kebir mit schwererem Gerät fortzusetzen, um damit die Umwelt- und Klimaentwicklung der Sahara während des gesamten Holozäns und womöglich sogar des Spätpleistozäns, also während der vergangenen 130.000 Jahre, zu erschließen und besser zu verstehen.
Dr. Stefan Kröpelin, Universität Köln / DFG Forschung
Stand: 18.09.2009