Wir stehen morgens zu einer bestimmten Zeit auf, frühstücken, gehen arbeiten, haben pünktlich zur Mittagspause Hunger, kämpfen gegen unser Nachmittagstief und gehen abends zu mehr oder weniger festgelegter Zeit schlafen – ein ganz normaler Tag, geprägt durch die Zeit.
Doch nicht nur Schlafen und Wachen, Essen und Arbeiten geschehen meist „nach der Uhr“, auch in unserem Inneren laufen Tag für Tag zahlreiche Rhythmen ab: Unsere Körpertemperatur steigt morgens kurz vor dem Aufwachen an und fällt abends wieder ab, Blutdruck, Hormonausschüttung und die Aktivität unseres Immunsystems erreichen jeden Tag um die selbe Zeit ihre Höhe- oder Tiefpunkte. Und wenn wir schlafen wechseln sich alle 90 Minuten Tiefschlaf- und REM-Schlafphasen ab.
Die Natur besteht aus Zyklen
Die Erkenntnis, dass es biologische Rhythmen gibt, ist nicht neu: Schon in der Antike hatte Hippokrates beobachtet, dass Asthmasymptome einem 24-Stunden Rhythmus zu folgen schienen und ein griechischer Anatom maß den Puls seiner Patienten mithilfe einer Wasseruhr und bemerkte, dass dieser je nach Tageszeit stieg oder fiel. Rhythmische Muster entdeckte auch der Schreiber von Alexander dem Großen, als er die Blätter bestimmter Bäume beobachtete, die ihre Blätter bei Tagesanbruch öffneten und sie abends wieder schlossen.
Regelmäßige zeitliche Abläufe scheint es in der Natur fast überall zu geben. Ihre zeitliche Spanne reicht dabei von Zyklen mit nur wenigen Sekunden Dauer, wie dem Herzschlag, über Minuten- oder Stundentakte bis hin zu Tages- oder jahresperiodischen Schwankungen. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Steuerung fast aller Lebensäußerungen, wie schon Robert Burton 1628 erkannte: „Unser Körper ist wie eine Uhr; wenn ein Rädchen fehlt, gerät das Ganze durcheinander.“
Doch was steuert diese Uhr? Misst sie wirklich die Zeit, oder sind die Rhythmen in Wahrheit nur eine Reaktion auf äußere Reize? Warum hat sie sich überhaupt entwickelt?
Stand: 27.03.2002