Seine maximale Ausdehnung hatte der Aralsee zu Beginn des Holozän (10.000 v.Chr.). In der Folgezeit veränderte sich das Seevolumen in Abhängigkeit von den jeweils herrschenden klimatischen und hydrologischen Bedingungen mehrmals stark. Die Zuflüsse Amu-Darja und Syr-Darja transportierten seit jeher große Wassermengen aus den umliegenden Gebirgen in den Aralsee.
Noch vor ca. 100 Jahren waren dies ca. 67 km3 Wasser pro Jahr. Die Flüsse mündeten in ausgedehnten Deltas mit einer reichen Fauna und Flora. Aufgrund großer fluvialer und äolischer Sedimentablagerungen und künstlicher Eingriffe gibt es seit der letzten Eiszeit keinen Abfluß mehr aus dem Aralsee ins Kaspische Meer.
Obwohl in der Umgebung des Aralsees aufgrund der extremen klimatischen Bedingungen normalerweise allenfalls Xerophythen gedeihen, werden im Einzugsgebiet der beiden Flüsse schon seit Jahrhunderten stark wasserbedürftige landwirtschaftliche Produkte angebaut.
Aber erst im Laufe des 20. Jahrhunderts, vornehmlich unter sowjetischer Herrschaft, wurden riesige Bewässerungsflächen für Baumwollplantagen und Reisfelder geschaffen. Mit den landwirtschaftlichen Produkten der Irrigationsflächen sollte die Textil- und Nahrungsmittelindustrie der damaligen UdSSR beliefert werden. Seit 1913 ist die Irrigationsfläche im Einzugsgebiet des Aralsees von zwei auf acht Millionen Hektar angestiegen. Als Quelle für die Bewässerung dienten die scheinbar unerschöpflichen Reserven des Amu-Darja und Syr-Darja.
Damit jedoch nicht genug. Der 1600 km lange Kara-Kum-Kanal, die Verbindung von Amu-Darja in Richtung des Kaspischen Meeres wurde gebaut. Mit einer jährlichen Wasserzufuhr von 17,1 km3 ist er der größte Kanal der Welt. Er versorgt neben den anliegenden Großstädten und Industrien auch 500.000 Hektar Baumwollfelder mit Wasser aus dem Amu-Darja.
Alle diese Maßnahmen haben letztlich dazu geführt, daß die Wasserversorgung des Aralsees fast vollständig lahm gelegt worden ist. Der Syr-Darja erreicht den Aralsee seit 1976 gar nicht mehr und endet ca. 160 km entfernt in der Wüste bei Nowokasilinsk. Und auch der Amu-Darja bringt heute unter günstigen Bedingungen noch maximal 10 % seiner früheren Wassermengen in den See.
Stand: 21.01.1999