Als die Erde am Oberrhein bebte, bedrängten verängstigte Bürger Polizei und Feuerwehr mit Anrufen. Dabei hatten die Erdstöße nur eine Stärke von 4,4 auf der Richterskala. „Solche Erschütterungen sind nicht unerwartet“, sagt Heiner Igel. „Im Kölner Becken sind Beben bis zu einer Stärke von etwa 6,5 möglich.“
Erdbebenforscher lassen sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Und sie sagen fast beiläufig Sätze, die andere Menschen zusammenzucken lassen. Ein Beben der Stärke 6,5 wäre schließlich gut hundertmal stärker. Und im Kölner Becken würde es Städte wie Köln und Düsseldorf heftig treffen, es könnte zahlreiche Menschenleben fordern und Milliardenschäden anrichten.
Nur grundsätzliche Warnungen möglich
Doch Heiner Igel, Professor für Geophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, fügt an: „Es lässt sich nicht zuverlässig vorhersagen, wann es zu einem solchen Starkbeben kommt.“ Ob wir noch Jahrtausende Ruhe haben oder es morgen ein Beben geben wird, wissen wir nicht.
Damit ist das Dilemma der Seismologen schon ganz gut beschrieben: Sie können die Regionen von Erdbebenaktivität sehr gut vorhersagen, in der Regel auch die Stärke. Nur wann die Naturkatastrophen auftreten, wissen sie nicht. Warnen können sie die Bewohner mancher Regionen also nur grundsätzlich.
Viele bedrohte Regionen
Wer etwa auf Haiti lebt, muss mit Beben rechnen, in Japan sind sie Alltag, ebenso an der indonesischen Westküste. Gefährdet ist die gesamte Pazifikküste Süd- und Mittelamerikas, die San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien nahe Los Angeles gilt ebenso als Hotspot wie der Bosporus, nahezu ganz Italien, Portugal, der Iran, China, Neuseeland. Die Liste der bedrohten Regionen ist lang.
Hubert Filser/ „Einsichten – Das Forschungsmagazin“ der Ludwig-Maximilians-Universität München
Stand: 09.12.2011