Es ist erst wenige Tage her: Am 21. Juli 2015 wäre ein Flugzeug der Lufthansa beinahe mit einer Drohne kollidiert. Beim Anflug auf den Flughafen von Warschau tauchte in rund 760 Metern Höhe plötzlich ein dunkles Objekt vor den Cockpitfenstern auf – nur 100 Meter von der Passagiermaschine entfernt. Die aus München kommende Lufthansa-Maschine konnte ihre Landung zwar fortsetzen, ohne dass es zur Kollision kam. Der Anflug von 20 weiteren Flugzeugen musste aber aus Sicherheitsgründen geändert werden.
Beinah-Kollisionen nehmen zu
Und dieser Beinnahe-Unfall ist der nicht der einzige. In den USA wurden im Jahr 2014 bereits 175 Vorfälle gemeldet, bei denen Drohnen in gesperrten Luftbereiche eingedrungen waren. Häufig drohte dabei ein Zusammenstoß. So musste in ein Flugzeugpilot Oklahoma ein Ausweichmanöver fliegen, um nicht mit einer nur drei Meter entfernten Drohne zu kollidieren. In Washington war ein Rettungshubschrauber durch eine Drohnenbegegnung zu einem seitlichen Haken gezwungen.
In Kalifornien wurden bereits mehrfach Einsätze der Feuerwehr gegen Waldbrände empfindlich gestört und verzögert. Weil Schaulustige das Feuer per Drohne filmten, mussten Hubschrauber und Löschflugzeuge zunächst am Boden bleiben. Erst als die Fluggeräte verschwunden waren, konnten sie mit der Bekämpfung des Feuers beginnen. Im Extremfall kann eine solche Verzögerung sogar Menschenleben kosten, wie die kalifornische Feuerbekämpfungsbehörde aus diesem Anlass betonte.
Eigentlich dürfte es solche Zwischenfälle gar nicht geben, denn sowohl bei uns als auch in den USA sind Katastrophengebiete und alle Flughäfen absolute Flugverbotszonen für unbemannte und nicht gemeldete Fluggeräte. In Deutschland umfasst diese Sperrzone einen 1,5 Kilometer-Radius um den Flughafen, in den USA reicht die Verbotszone sogar acht Kilometer weit. Doch das scheint zumindest einige Drohnenbesitzer nicht abzuschrecken, wie die sich häufenden Zwischenfälle zeigen.
Turbinenschäden und geborstene Scheiben
Das Problem: Viele Drohnenpiloten sind sich nicht klar darüber, welche Gefahr von ihrem vermeintlich harmlosen Fluggerät ausgeht. Denn gegenüber einer Passagiermaschine erscheint die Drohne verschwindend klein. Aber das täuscht, wie der Pilot und Luftfahrt-Experte Wayne Rash erklärt: „Die Wahrheit ist, dass eine Kollision zwischen diesen beiden Flugvehikeln nahezu sicher dem größeren Schaden zufügt.“
Trifft beispielsweise eine Drohne auf die Turbinen des Flugzeugs und wird von diesen eingesaugt, dann können die Trümmer des unbemannten Vehikels die Düsen stark beschädigen. Je größer der Schub im Moment der Kollision, desto größer der Schaden. Gerade beim Start, wenn die Flugzeuge Vollgas geben, kann ein solcher Treffer ihren Antrieb sogar komplett ausfallen lassen. Ähnlich wie bei einem Vogelschlag kann dies zum Absturz der Maschine führen. Aber auch eine Kollision mit der Cockpitscheibe des Flugzeugs bei Start oder Landung kann fatale Folgen haben.
Trotz dieser nicht unbeträchtlichen Gefahren ist die Flugsicherheit gegen die surrenden Eindringlinge bisher weitgehend machtlos. „Die einzige bisher verfügbare Maßnahme ist die Aufklärung und gesunder Menschenverstand auf Seiten der Drohnenpiloten“, sagt Rash. „Leider scheint dies genau das zu sein, was einigen Drohnenpiloten fehlt.“
Nadja Podbregar
Stand: 31.07.2015