In den Baumärkten werden die Geräte mit Stahl- oder Speckstein-Gehäuse nach vorne gerückt. „Knisterndes Flammenspiel“ und „natürliches behagliches Heizen“ versprechen die Prospekte, die dazu verteilt werden. Der Winter naht, die Werbung für Kaminöfen läuft auf Hochtouren. Doch der Trend, das Wohnzimmer mit ihnen zu beheizen, hat unbeabsichtigte Folgen. Schon dass es klimafreundlich ist, Holz zu verbrennen, da dabei nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie der Baum vorher gebunden hat, gilt als umstritten.
Ruß statt Vorort-Idylle
Sicher ist: Der Luft schadet es enorm. Große Mengen Feinstaub und Schadstoffe entstehen. Durch den Schornstein gelangen sie in die Umgebung. Die Emissionen dadurch sind inzwischen beträchtlich. „Schöne grüne Wohnsiedlungen am Rande der Stadt, in die die Leute wegen der sauberen Luft und der Ruhe gezogen sind, haben plötzlich ein Feinstaub-Problem“, sagt Barbara Hoffmann vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF) in Düsseldorf.
24.000 Tonnen Feinstaub produzierten Kamine, offene Feuerstätten und Holzpellets-Heizungen allein 2009. Mehrere Millionen Öfen stehen inzwischen in deutschen Haushalten. Allein einer davon, mahnt das Umweltbundesamt, produziert so viel Feinstaubmasse wie 3.500 Erdgas-Heizungen. Die Entlastung durch den Rückgang der Kohle-Öfen und -Heizungen wird dadurch mehr als kompensiert.
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Weniger klassische Schadstoffe, mehr Feinstaub
Dreckige Luft ist kein neues Phänomen. Noch in den frühen 1990er Jahren pusteten Kohlekraftwerke ohne Schwefelfilter und Autos ohne Katalysatoren gigantische Abgasmengen in die Luft. In den Industrieländern sind klassische Schadstoffe wie Schwefeldioxid und Stickoxide inzwischen zwar stark zurückgedrängt worden. Doch „rein“ ist die Luft keineswegs.
Ins Zentrum der Aufmerksamkeit ist inzwischen Feinstaub gerückt, verschwindend kleine Partikel in der Luft, die neben Hausbrand-Anlagen auch zahlreichen anderen Quellen entstammen: Auspuffen von Diesel-Motoren, dem Reifenabrieb auf dem Asphalt, Baustellen, Kohlekraftwerken und Industrieanlagen oder der Intensivlandwirtschaft. Auf fast 210.000 Tonnen summierten sich die Feinstaubemissionen 2011 allein in Deutschland.
Auf die Größe kommt es an
Feinstaub ist ein Sammelbegriff für luftgetragene Partikel im Größenbereich von bis zu zehn Mikrometer. Partikel größer als ein Mikrometer, das entspricht einem Tausendstel Millimeter,
bestehen meist aus Mineralstaub, Seesalz oder sind Pollen und Sporen. Feinere Partikel wie Sulfate, Nitrate oder organischer Kohlenstoff bilden sich aus der Gasphase oder gelangen wie Rußpartikel direkt aus Verbrennungsprozessen in die Luft.
Umweltbehörden ermitteln hierzulande lediglich die in Mikrogramm pro Kubikmeter Luft angegebene Massenkonzentration von Feinstaubpartikeln, die kleiner als zehn und 2,5 Mikrometer sind. Von „PM10“ und „PM2,5“ sprechen die Behörden. Die Forschung interessiert sich jedoch auch für sogenannten Ultrafeinstaub. Weniger als 0,1 Mikrometer messen diese Partikel, die in ihrer Massenkonzentration unbedeutend sind.
Joachim Wille / Leibniz-Journal
Stand: 07.02.2014