Armut kommt nur selten allein. Meistens hat sie ihre kleinen Geschwister dabei. Deren Machenschaften sind oft diffus, sie scheinen Teil des Alltags zu sein und unvermeidlich. Trotzdem sind ihre Folgen dramastich.
WASH – Wasser, Sanitäranlagen, Hygiene
Fließendes Wasser, Seife, Toiletten. Für uns ist das absolut alltäglich. In manchen Teilen der Welt sind sauberes Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene (WASH) aber immer noch nicht garantiert. Trotz großer Erfolge hat fast jeder zehnte Mensch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, nur 15 Prozent der Menschen südlich der Sahara haben Seife zur Hand.
Besonders die Kleinsten leiden unter den unhygienischen Verhältnissen: Eine halbe Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben jedes Jahr an Durchfallerkrankungen, fast 90 Prozent davon sind auf schlechte WASH-Bedingungen zurückzuführen. Viele verschiedene Erreger verursachen den Durchfall, durch den die Betroffenen – wenn er lange anhält – Flüssigkeit und Nährstoffe verlieren. Am schlimmsten sind nicht etwa Cholera oder Typhus, sondern das Rotavirus, das auch in den hiesigen Kitas gefürchtet ist. Seitdem es einen Impfstoff gibt, fallen aber stetig weniger Kinder dem Virus zum Opfer.
Mangelernährung
Grünes Gemüse, Proteine, Fehlanzeige. Stattdessen nichts als Reis, jeden Tag. Für viele Kinder in Entwicklungsländern ist dieser Speiseplan bittere Realität. Sie leiden nicht unter dicken Bäuchen, sondern an Mangelernährung, dem „versteckten“ Hunger – sie nehmen zu wenig Vitamine und Spurenelemente zu sich. Das hemmt die gesamte Entwicklung der Kinder, von der Körpergröße bis zur Gehirnfunktion, und macht sie anfälliger für Infektionen.
Besonders der Mangel an Vitamin A hat in den Entwicklungsländern deutliche Folgen: Jeden Tag erblinden geschätzt 1.000 Kinder, die Hälfte davon stirbt danach innerhalb eines Jahres. In Bangladesch nehmen über 80 Prozent der Unterfünfjährigen alle halbe Jahre eine Vitamin A-Pille, so die Hilfsorganisation Helen-Keller International. Kein Wunder, hier steht fast nur Reis auf den Feldern. Eigentlich sollten Kinder die Vitamin-A-Präparate aber nur gezielt und begrenzt einnehmen. Besseren Schutz könnte hier zukünftig der gentechnisch veränderte „Goldreis“ liefern, der seine gelbe Farbe vom β-Carotin, einer Vorstufe von Vitamin A, erhält.
Luftverschmutzung
Delhi, Peking, Karachi: Hier hängt permanent eine graue Glocke aus Smog über der Stadt, der blaue Himmel ist nur sehr selten zu sehen. Weltweit ist die Luftverschmutzung sehr ungleich verteilt. 98 Prozent der Städte (>100.000 Einwohner) in Entwicklungs- und Schwellenländern überschreiten die empfohlenen Feinstaubwerte der WHO, in reichen Ländern sind es nur etwa die Hälfte. Der Grund: Durch eine rasante Industrialisierung und Bevölkerungsexplosion bildeten sich in den Entwicklungsländern dichte Stadtzentren mit schlechter Luft. Dichter Verkehr, stadtnahe Fabriken und veraltete Heizöfen pusten dort Unmengen von Feinstaub in die Luft.
Diese Luftverschmutzung ist Schätzungen zufolge weltweit für jeden zehnten Todesfall verantwortlich – eine halbe Millionen davon alleine in Indien. Die schlechte Luft verursacht Herzinfarkte, chronische Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs und erhöht die Anfälligkeit für Infektionen. In armen Gemeinschaften – auf dem Land und in der Stadt – heizen und kochen die meisten Menschen aber noch mit Holz und Kohle. Dann stehen sie vor der Wahl: entweder Feinstaub oder Frieren. Das belastet besonders Frauen und Kinder: In verrauchten Häusern erleiden Schwangere mehr Totgeburten und Kinder erkranken öfter an Asthma.
Yannick Brenz
Stand: 06.04.2018