Mit einer Planungszeit von über 15 Jahren und Kosten von mehr als 3,4 Milliarden Dollar ist die 1997 gestartete Cassini-Mission eine der aufwendigsten und ehrgeizigsten Unternehmungen der Raumfahrtgeschichte. Die schiere Dauer und Größe der Mission reduziert alle anderen Raumfahrtprojekte zu bloßen Peanuts: Ein Koloss von der Größe eines zweistöckigen Wohnhauses und mit mehr als sechs Tonnen Gewicht wird ins Weltall befördert und muss dort die schier unvorstellbare Entfernung von 3,5 Milliarden Kilometern zurücklegen, um sein Ziel zu erreichen.
In der Ära des „schneller, kleiner, billiger“, in der die Raumfahrtbehörden lieber zahlreiche kleinere Missionen finanzieren als mit Mammutprojekten alles auf eine Karte zu setzen, ist Cassini daher fast schon ein Weltraum-Dinosaurier. Die ehrgeizige Mission zum Saturn knüpft an die Tradition der Viking, Voyager und Galileo-Sonden an – allesamt Großprojekte aus der guten alten Zeit eines fast unbegrenzten Raumfahrtbudgets. Warum dieser scheinbare Anachronismus?
Bei Missionen zum Mars oder zur Venus macht die relative Nähe des Zielplaneten viele kleinere Missionen möglich. Ein Fehlschlag wie der „Mars Polar Lander“ im Jahr 1999 zieht zwar große Verluste und öffentliche Schelte nach sich, läßt sich aber im Prinzip spätestens ein bis zwei Jahre später wiederholen. Doch für die Reise in das äußere Sonnensystem gilt das nicht: Bei einer Reisezeit von knapp sieben Jahren bedeutet ein Scheitern kurz vor Ende des Flugs nicht nur einen milliardenschweren wirtschaftlichen Verlust, es wirft auch die Planetenforschung um Jahre zurück. Abgesehen von der ohnehin langen Reisezeit spielt bei solchen „Fernreisen“ die Konstellation der Planeten zueinander eine entscheidende Rolle – stehen sie ungünstig, können sie einen Flug zum Saturn auf Jahre hinaus unmöglich machen oder ihn zumindest erheblich verlängern.
Daher waren die Raumfahrtagenturen bei Cassini gezwungen, alles auf eine Karte zu setzen – und zu hoffen, dass die Investitionen sich dann auch auszahlen. Möglich wurde das milliardenschwere Projekt nur durch eine internationale Kooperation, bei der abgesehen von der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA, die die Hauptlast der Kosten trägt, auch die europäische Raumfahrtagentur ESA und die italienische ASI beteiligt sind. Sie alle hoffen nun, dass die Ergebnisse die Cassini aus den Tiefen des Alls übermitteln wird, für en gewaltigen Aufwand entschädigen. Entsprechend hochgesteckt sind die Ziele der Mission…
Stand: 25.06.2004