Die UNESCO hat im Jahr 2001 auch die Konvention zum Schutz des Kulturerbes unter Wasser verabschiedet. Diese sieht unter anderem vor, dass jeglicher Handel mit Artefakten von Schiffswracks, die älter als 100 Jahre sind, untersagt ist. Aber: Deutschland hat die Konvention bis heute nicht ratifiziert. Wenn es das täte, müsste das Land eine nationale Einrichtung etablieren, die sich um diese Unterwasser-Kulturgüter kümmert.
Eine solche Einrichtung könnte das Deutsche Schifffahrtsmuseum sein. „Als gemeinsam von Bund und Ländern getragenes Institut, das noch dazu Expertise auf dem Gebiet der Unterwasserarchäologie mitbringt, wären wir sowohl unter föderalen wie auch fachlichen Gesichtspunkten sicher eine gute Wahl“, erläutert Ursula Warnke. Das sieht nicht nur das Schifffahrtsmuseum selbst so, sondern auch die Fachwelt: Mitte September sprachen sich bei einer Tagung sieben führende internationale Experten der Unterwasser-Archäologie dafür aus, das Deutsche Schifffahrtsmuseum als Kompetenzzentrum für Unterwasser- und Schiffsarchäologie auszubauen und damit eine Voraussetzung dafür zu schaffen, dass Deutschland endlich die UNESCO-Konvention unterzeichnet.
Als die Nordsee noch festes Land war…
Damit würde auf dem Meeresboden weit mehr geschützt als nur Wracks, denn er birgt noch mehr Geheimnisse; solche, die viel weiter in die Vergangenheit zurückreichen – in eine Zeit, in der der Meeresboden gar kein Meeresboden war, sondern Festland. Wären die heutigen Helgoland-Ausflügler vor 20.000 Jahren unterwegs gewesen, ihre Seereise wäre eine Landpartie, bestenfalls eine Flusskreuzfahrt gewesen.
Denn in der späten Altsteinzeit lag die Nordseeküste sehr viel weiter im Norden, noch oberhalb von Helgoland. Über das Land unter dem Meer ist nicht viel bekannt, obwohl unsere Vorfahren dort lebten, jagten und Handel trieben. Ihre Hinterlassenschaften zu finden, ist noch schwieriger als bei
den Schiffswracks, die kaum älter als wenige hundert Jahre sind. „Die Menschen der Steinzeit waren viel stärker als heute darauf angewiesen, sich mit der Natur zu arrangieren“, sagt Mike Belasus. „Anhand der topographischen Struktur der Landschaft – Anhöhen, Flussläufe und Mündungen – lässt sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit voraussagen, wo sich Siedlungen befunden haben könnten.“
Christoph Herbort-von Loeper /Leibniz Journal
Stand: 18.10.2013