Gegenwärtig leben 5,9 Milliarden Menschen auf der Erde und täglich werden es mehr. Am 12. Oktober diesen Jahres werden nach UN-Angaben sechs Milliarden Erdenbewohner gezählt werden. Wir blicken auf ein Jahrhundert mit rasantem Bevölkerungswachstum zurück: Vor 2000 Jahren lebten 300 Millionen Menschen auf der Erde, und es dauerte 1600 Jahre, bis sich diese Zahl verdoppelte. Erst nach 1900 beschleunigte sich das Wachstum rapide: Zwischen 1900 und 1950 ist die Menschheit um 53 Prozent auf 2,5 Milliarden Menschen angewachsen. Fast 50 Jahre später ist diese Zahl mehr als doppelt so hoch. Die Erdbevölkerung verdoppelt sich in immer kürzeren Zeitabständen.
Für dieses rasante und gegenwärtig anhaltende Wachstum wird wegen seines exponentiellen Charakters oft der Begriff der Bevölkerungsexplosion verwendet. Das Bevölkerungswachstum verläuft in den einzelnen Teilräumen der Erde jedoch nicht gleichzeitig und auch nicht mit der gleichen Intensität. Vielmehr steigt gegenwärtig in den Entwicklungsländern die Zahl der Menschen ganz erheblich, während sie in vielen Industrienationen rückläufig ist.
Seit Beginn der 90er Jahre wächst die Bevölkerung aufgrund niedrigerer Geburtenzahlen jedoch langsamer. Die jüngste Prognose der UN von 1996, die bis zum Jahr 2050 eine Bevölkerung von 9,4 Milliarden Menschen errechnete, wurde deshalb letztes Jahr auf 8,9 Milliarden Menschen korrigiert. Das bedeutet einen jährlichen Bevölkerungszuwachs von 78 Millionen Menschen. Diese „mittlere Variante“ tritt allerdings nur ein, wenn die Kinderzahlen in Asien, Afrika und Lateinamerika weiterhin sinken. Grund für die Revision waren jedoch nicht nur weniger Geburten in den Entwicklungsländern.
Steigende Sterberaten
Ein Drittel dieses prognostizierten Rückgangs erklärt die UN damit, daß zum ersten mal seit 40 Jahren wieder mehr Menschen sterben.
Eine im September 1998 veröffentlichte Studie des Washingtoner Worldwatch Institutes zweifelte die damaligen Prognosewerte (die ersten von der UNO, die dann korrigiert wurden?) an. Hier wurde darauf aufmerksam gemacht, daß in vielen Ländern, die in der Vergangenheit ein starkes Bevölkerungswachstum verzeichneten, jetzt eine „demographische Ermüdung“ erkennbar sei. Diese Studie rechnet damit, daß sich eine Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung einstellt. Der Grund hierfür sind jedoch nicht nur weniger Kinder, aufgrund der Fortschritte bei der Geburtenkontrolle, sondern wieder zunehmende Sterberfälle in vielen Ländern.
Entgegen der gängigen Prognosen, die sich an dem Modell des „demographischen Übergangs“ orientieren, an deren Ende niedrige Geburten- und Sterberaten stehen, wird in dieser Studie davon ausgegangen, daß sich in etlichen Ländern, in denen die Geburtenraten hoch sind, auch die Sterberaten wieder auf ein ähnlich hohes Niveau einpendeln werden. Auch die UN stellt fest, daß besonders im Afrika südlich der Sahara und auf dem indischen Subkontinent die Sterblichkeit wieder zunimmt.
Eine Ursache hierfür ist vor allem AIDS. Länder mit hohen HIV-Infektionsraten wie z. B. Simbabwe mit 26 Prozent oder Botswana mit 25 Prozent, werden ein Fünftel ihrer Bevölkerung durch AIDS verlieren (in welchem Zeitraum? bis wann?). In Botswana sank in den vergangenen neun Jahren die Lebenserwartung von 62 auf 44 Jahre. Die Länder mit den meisten Todesfällen liegen derzeit alle in Afrika, südlich der Sahara. Trauriger „Spitzenreiter“ ist Sierra Leone mit 30 Todesfällen je 1.000 Einwohnern (in Deutschland sind es zehn Todesfälle). Fast sechs Millionen Menschen infizieren sich jährlich neu mit dem tödlichen HIV-Virus.
Aber auch der Rückgang der Nahrungsmittelproduktion durch Zerstörung und Erosion der Böden, durch Übernutzung von Wasserressourcen und das Absinken des Grundwasserspiegels werde letztendlich zu steigenden Sterbefällen führen.
Stand: 21.11.2001