An jungen, nur wenigen Zentimeter langen Exemplaren haben Wissenschaftler in den vergangenen Jahrzehnten unter dem Mikroskop mitverfolgt, was bei einer Verletzung im Bereich der Wunde passiert. Der Start ist nicht ungewöhnlich: Dort, wo die Wunde entsteht, verschließen Blutgerinnsel schnell die beschädigten Blutgefäße. Bereits innerhalb von sechs Stunden kriechen Hautzellen vom Rand der Wunde über die verletzte Stelle und wachsen zu einem dünnen Häutchen zusammen.
Unterhalb dieses Häutchens geht es dann auf den ersten Blick ziemlich chaotisch zu: Scheinbar ohne jede Ordnung wandern aus dem am Stumpfende liegenden Gewebe einige 100 bis 1.000 Zellen an die Kante des Stumpfes und bilden dort einen unförmigen Zellpfropf, Blastem genannt.
Zuerst vermehren sich die Zellen einige Tage, bis es mehr als 100 000 sind. Dann formt sich aus dem ungeordneten Zellkloß innerhalb von zwei Wochen die innere Struktur eines neuen Schwanzes: Rückgrat, Rückenmark und Muskulatur finden ihren Platz. Zwar erreicht er die volle Größe je nach Alter des Tieres erst Monate später, doch der Schwanz ist bereits nach zwei Wochen mit allen Details ausgestattet.
Elly Tanaka kennt diese Phasen genau, Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Mikroskopbilder schmücken auch ihr Büro im Dresdener Labor. Doch was die Gruppe der jungen Amerikanerin jetzt interessiert, lässt sich auch durch das stärkste Mikroskop nicht fotografieren. „Wir wollen wissen, woher die Zellen die Informationen erhalten, was sie zu tun haben“, sagt sie.
Das Endergebnis der Regeneration ist der Beweis, dass es ein perfekt funktionierendes Timing gibt: Er- satzzellen werden zum richtigen Zeitpunkt zur Wunde gerufen, vermehren und entwickeln sich zum passenden Ersatz und hören schließlich auf zu wachsen, wenn das Organ ersetzt ist.
Stand: 10.09.2004