Eine besonders verheerende Überschwemmungskatastrophe ereignete sich 1963 im Vajont-Tal in Italien. Ein gewaltiger Erdrutsch stürzte an diesem Tag in einen Stausee und sorgte für eine der größten Katastrophen aller Zeiten im Alpenraum. 2.500 Anwohner starben in der ausgelösten Flutwelle, der Sachschaden bewegte sich in Milliardenhöhe.
Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen? Verantwortlich war zu einem großen Teil der Mensch selbst, sagen die Wissenschaftler heute. Obwohl die geologischen Verhältnisse in der Region und die davon ausgehende Erdrutschgefahren bekannt waren, hatten die Planer ab 1956 in der Schlucht die höchste Staumauer der Welt errichtet. Ein Staubecken mit über 100 Millionen Kubikmeter Fassungsvermögen entstand.
1960 hatte die Natur den Ingenieuren sogar noch einen letzten eindeutigen Warnhinweis geschickt: An der südlichen Flanke des Stausees war ein Teil des steilen Berges in den See gerutscht. Ungeachtet dessen ging die Füllung des Sees unaufhörlich weiter.
1963, in der Nacht zum 9. Oktober, begann dann das Drama. Der gesamte südliche Hang – zwei Kilometer lang, über einen Kilometer breit und 150 Meter dick – geriet ins Rutschen. In Sekundenschnelle raste die gewaltige Erd- und Geröllmasse mit über 100 Kilometern pro Stunde in den Stausee. Die Folge war eine verheerende bis zu 70 Meter hohe Flutwelle.
Das Dorf Casso auf der gegenüberliegenden Seeseite wurde in kürzester Zeit von den tosenden Wassermassen erfasst und zerstört. Etwa 30 Millionen Kubikmeter Wasser donnerten in einer todbringenden Welle über die Krone des Dammes, ergossen sich in das tiefergelegene Tal und überraschten die Menschen im Schlaf.
Zeit für Warnmeldungen oder Evakuierungsmaßnahmen war nicht geblieben. Fünf Städte verschwanden komplett in den Fluten. Der Damm selbst blieb merkwürdigerweise unbeschadet.
Stand: 23.01.2001