Unter dem Mikroskop betrachtet glänzt das Stratum corneum nicht gerade durch Schönheit. Doch für viele Hautforscher – vor allem aus der Kosmetikindustrie – spielt die Hornhaut unangefochten die erste Geige im Konzert der zahlreichen Hüllschichten unseres Körpers. Denn sie entscheidet, ob eine Creme einzieht oder wirkungslos an der Oberfläche bleibt, ob die feuchtigkeitspendende Lotion wirklich gegen die trockene Haut hilft oder ob sich das sündhaft teure Antifaltengel doch als herausgeworfenes Geld entpuppt.
Wasser als Schlüsselfaktor
Entscheidend für das jugendlich frische Aussehen unserer Hautoberfläche ist vor allem der Wassergehalt des Stratum corneum. Unter normalen Umständen besteht es zu rund 15 Prozent aus Wasser. Es wird mithilfe einer komplexen Mischung aus niedermolekularen wasserlöslichen Verbindungen, dem so genannten „Natural Moisturizing Factor“ (NMF), von den Hornzellen gebunden. Auch die in den Zwischenzellräumen eingebauten winzigen Lipidlamellen tragen dazu bei, das Wasser einzulagern und festzuhalten.
Durch harte Seifen, Lösungsmittel, Sonneneinstrahlung und auch im Laufe der normalen Alterung verliert die Hornhaut ständig einen Teil ihres Wassers. Als Folge wird sie trocken und wichtige Hautfunktionen, darunter auch der Schutz gegen Umwelteinflüsse leiden oder gehen sogar ganz verloren. Jetzt hilft nur noch Unterstützung von außen: Feuchtigkeitslotions, -gele oder –cremes sollen wieder Wasser in die Haut und damit das frische Aussehen zurückbringen. Aber wirken sie überhaupt?
Öl, Wasser und das Drumherum…
Die meisten Feuchtigkeitscremes sind im Prinzip nichts anderes als eine Mischung aus Wasser und Fetten, stabilisiert durch Bindemittel. Ergänzt wird diese Basis durch Duft- und Konservierungsstoffe, Vitamine, Kollagen und diverse vielversprechend wissenschaftlich klingende „moisturizing factors“. Je nachdem, welcher Anteil der beiden Hauptkomponenten überwiegt, spricht man von Öl-in-Wasser-Emulsionen – wenig Öl in viel Wasser – oder von Wasser-in-Öl-Emulsionen bei vorwiegend fetthaltigen Cremes.
Während früher vor allem die fettere Wasser-in-Öl-Variante vorherrschte, der Klassiker ist hier die 1911 erfundene und noch heute beliebte Nivea-Creme, sind heute die leichteren Öl-in-Wasser-Emulsionen im Trend. Sie ziehen schneller ein und hinterlassen ein „frisches“ Gefühl auf der Haut.
Doch dieser Effekt täuscht darüber hinweg, dass reine Öl-in-Wasser-Emulsionen gerade bei älterer oder ohnehin trockener Haut genau den gegenteiligen Effekt haben können. Denn die Hornhautzellen quellen zunächst durch den hohen Wassergehalt der Creme schnell auf – die Haut wirkt dadurch am Anfang glatter und straffer. Doch dieses Anschwellen stört gleichzeitig die Barrierewirkung der Hornhaut und macht sie durchlässiger. Sie wird „undicht“ und Wasser aus den tiefer gelegenen Hautschichten kann nach außen dringen und verdunsten. Als Folge verliert die Haut durch solche Cremes sogar langfristig mehr Feuchtigkeit als ohne.
Unter anderem deshalb enthalten die meisten Feuchtigkeitslotions und –cremes zusätzlich feuchtigkeitsbindende Substanzen wie Glycerin oder Harnstoff. Diese können aufgrund ihrer chemischen Struktur Wassermoleküle „festhalten“. Aber auch Wachse, Vaseline oder hydrophobe Fettsäureester werden zugesetzt, die einen wasserabweisenden Schutzfilm auf der Hautoberfläche bilden und so einer weiteren Austrocknung entgegenwirken sollen.
Stand: 09.07.2004