Direkt nach dem Einschlag des Ries-Meteoriten hat sich die Umgebung in eine Gluthölle verwandelt, die üppigen Wälder und mit ihnen die gesamte Landschaft gehen in Flammen auf. Die Hitze des Einschlags und die Druckwelle töten alles Leben im Umkreis von 100 Kilometern. Der Feuerball der Explosion leuchtet noch in 200 Kilometern Entfernung so hell wie zehn Sonnen. Rund 40 Kilometer entfernt entsteht ein zweiter Feuerball: Der Trabant des Ries-Asteroiden ist fast zeitgleich in der Gegend des heutigen Steinheimer Beckens eingeschlagen.
Der Krater entsteht
Am Einschlagsort im Ries klafft nun – zehn Sekunden nach dem Einschlag – der 4,5 Kilometer tiefe und rund acht Kilometer breite Primärkrater. Aus ihm steigt eine Glutwolke aus verdampftem und geschmolzenem Gestein bis in die obere Atmosphäre auf. Weiteres Material wird seitlich ausgeschleudert und überdeckt die Umgebung auf einer Fläche von 5.000 Quadratkilometern mit einer meterhohen Trümmerschicht aus verschiedensten Gesteinen.
Der erste Einschlagskrater hält jedoch nicht lange: Der Kratergrund federt zurück und hebt sich, gleichzeitig lösen sich riesige Gesteinsblöcke aus den steilen Kraterrändern und rutschen in die Senke hinein. Der Krater erweitert sich dadurch bis auf etwa 25 Kilometer, gleichzeitig füllt das nachrutschende Gestein ihn immer weiter auf. Der Ries-Krater ist nun nur noch rund 500 Meter tief und wird begrenzt von einem Ring aus aufgewölbtem Grundgestein. Dieser Ring bildet den noch heute sichtbaren inneren Kraterrand im Nördlinger Ries.
Trümmerhaufen und Scheibchen-Fossilien
Die bunten Trümmer des Einschlags – von feinem Staub bis zu kilometergroßen Brocken – finden sich noch heute rund um das Nördlinger Ries herum. Besonders gut kann man das alte Auswurfgestein beispielsweise im Geotop Glaubenberg nahe der Stadt Harburg oder im Geotop Kalvarienberg am östlichen Kraterrand besichtigen. Hier liegen Schollen des 250 Millionen Jahre alten kristallinen Grundgesteins wie in einem chaotischen Mosaik zwischen Gesteinsbrocken aus jüngeren Erdzeitaltern – ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, wie sehr die Wucht des Einschlags in die Landschaft eingriff.
Bei einem Spaziergang am Kalvarienberg kann man mit etwas Glück die typischen „Ries-Belemniten“ finden. Dabei handelt es sich um die fossilen Überreste von kleinen Tintenfischverwandten, die vor rund 180 Millionen Jahren in dieser Region lebten. Ihre länglichen Innenskelette aus Kalk blieben im Gestein erhalten, wurden aber durch die Schockwelle des Ries-Impakts in kleine Scheibchen zerteilt. Später verklebten diese Scheibchen miteinander und bildeten so diese typischen, einem zerschnittenen Baguette-Brot ähnlichen Fossilien.
Nadja Podbregar
Stand: 31.03.2017