Drohnen sind nicht nur fliegende Augen oder Datensammler, sie eignen sich auch bestens als Kurier. In den USA wurde gerade die erste Auslieferung von Medikamenten durch Drohnen getestet – mit Erfolg. Und der Online-Versandhändler Amazon wirbt bereits mit seinem Drohnen-Lieferservice „Prime Air“. Der Lieferdrohne scheint die Zukunft zu gehören.
Medikamente per Luftpost
17. Juli 2015, US-Bundesstaat Virginia. Der mitten im ländlichen Nirgendwo liegende Lonesome Pine Airport ist an diesem Tag Schauplatz eines besonderen Ereignisses. Denn hier wird der erste zivile Drohnen-Kurierdienst der USA getestet. Zwei verschiedene unbemannte Flugvehikel arbeiten dabei zusammen, um Pakete mit Medikamenten zu einer entlegenen Klinik zu bringen. Die erste Etappe absolviert ein zur Drohne umgerüstetes Leichtflugzeug vom Typ Cirrus SR22.
Ferngesteuert vom Langley Research Center der NASA aus, transportiert das knapp acht Meter lange und 1,5 Tonnen schwere Flugzeug die Arzneimittelfracht zum Lonesome Pine Flughafen. Am Flughafen angekommen, werden die Medikamente auf 24 kleinere Pakete aufgeteilt und der Hexacopter „Flirty“ übernimmt die zweite Etappe. In sechs Flügen bringt er die unter seinem Rumpf befestigten Pakete zu der per Straße schlecht erreichbaren Klinik. Dort seilt er seine Fracht ab –Auftrag ausgeführt.
Mehr als nur Arzneimittel
Geht es nach dem Willen der Beteiligten, war dieser Praxistest erst der Anfang. „Diese Technologie könnte unseren Patienten und den Gemeinden ganz neue Türen öffnen“, hofft Teresa Gardner von der lokalen Gesundheitsorganisation Health Wagon. „Denn in ländlichen Gebieten müssen viele Menschen auf eine adäquate Behandlung verzichten, weil der Transport zu ihnen eine Herausforderung ist.“
Erst vor wenigen Tagen testeten Forscher der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore erfolgreich den Transport von Blutproben per Drohne. Ihrer Ansicht nach eignet sich dieser fliegende Lieferdienst gerade in Afrika und anderen weniger entwickelten Regionen sehr gut, um schnell und günstig Proben in Labore zu bringen.
Für den Hersteller des Hexacopters gehen die Möglichkeiten aber weit über die Gesundheitsversorgung hinaus: „Der Beweis, dass unbemannte Flugvehikel lebensrettende Medikamente liefern können, ist ein wichtiger Schritt in eine Zukunft, in der die Lieferung von Alltagsprodukten durch autonome Drohnen Routine wird“, sagt Flirty-CEO Matt Sweeney.
Amazon: Ausgebremst von der FAA
Ginge es nach Amazon, hätte diese Zukunft längst begonnen. Der Online-Versandhändler kündigte schon vor zwei Jahren an, Lieferungen künftig auch per Drohne zu seinen Kunden zu bringen. In den USA, Großbritannien und Israel testet das Unternehmen bereits Technologie und Fluggeräte für den „Prime Air“ Service. Die autonomen Drohnen sollen bis zu 80 Kilometer pro Stunde schnell sein und gut zwei Kilogramm Fracht tragen können. Dies soll eine Zustellung der Ware innerhalb von 30 Minuten nach Bestellung ermöglichen – so der Plan.
Noch allerdings wird Amazon durch die strengen Vorschriften der US-Flugbehörde FAA blockiert. „Die jetzigen FAA-Regeln geben Hobbyfliegern und Modellbauern großen Spielraum, wenn sie ihre unbemannten Fluggeräte draußen fliegen“, beklagt sich Amazon in einer am 9. Juli 2015 an die FAA geschickten Petition. „Aber weil Amazon ein kommerzielles Unternehmen ist, werden wir darauf beschränkt, Testflüge drinnen oder in anderen Ländern durchzuführen.“ Inzwischen hat die FAA dem Konzern eine Genehmigung erteilt, Drohnentests auch im Freien durchzuführen – aber nur bei Tageslicht, in Sichtweite der Piloten und unter strenger Meldepflicht.
Nadja Podbregar
Stand: 31.07.2015