In den meisten Science-Fiction-Romanen und Filmen sind die Aliens nicht nur intelligent, sie sind auch Teil fortgeschrittener Zivilisationen. Oft sind sie uns in ihrer kulturellen und technischen Entwicklung weit voraus. Wie aber kann man sich eine solche außerirdische Zivilisation vorstellen? Und unter welchen Bedingungen könnte sie sich entwickeln?
Manipulation der Umwelt
Dummerweise kennen wir bisher nur irdische Zivilisationen und Hochkulturen, die Suche nach Antworten ist daher zwangsläufig eingeschränkt: Aber möglicherweise lässt sich auch von ihnen etwas über Aliens und ihre Kulturen lernen. Ein erster Anhaltspunkt: Am Beginn von Kulturen steht die Fähigkeit, seine Umwelt gezielt zu verändern und zu prägen. Menschen roden Wälder, legen Äcker an und bauen Städte, um unsere Bedürfnisse nach Nahrung und Wohnraum zu decken.
Auch bei einer außerirdischen Zivilisation liegt es daher nahe, dass sie ihre Umwelt in größerem oder kleinerem Rahmen manipulieren kann. Das aber macht es wahrscheinlich, dass der Körper der Außerirdischen Greiforgane oder ähnliches besitzt, mit denen beispielsweise Werkzeuge gehalten oder Materialien bewegt werden können. Ein Oktopus-Bauplan wäre in dieser Hinsicht sicher günstiger als der eines Wurms oder Delfins.
Faktor Zeit
Jede irdische Zivilisation durchläuft zudem typischerweise verschiedene Phasen: Steinzeit-Kulturen mit simpler Technologie und einfachen Materialien lernten irgendwann, neue Materialien herzustellen. Bronze, Eisen und später Stahl wiederum ermöglichten die Entwicklung neuer Technologien und Fertigkeiten, neue Verkehrsmittel erweitern den Horizont geografisch und kulturell. Eine solche Entwicklung benötigt eine gewisse Zeit. Auf der Erde dauerte es Milliarden Jahre, bis aus der ersten Zelle halbwegs intelligente Mehrzeller entstanden. Und unsere Vorfahren benötigten dann noch einmal hunderttausende von Jahren, um von der Steinzeit zur Hightech-Gesellschaft zu werden.
Natürlich muss die Evolution auf einem fremden Planeten nicht zwangsläufig im gleichen Tempo ablaufen wie bei uns. Dennoch liegt der Schluss nahe, dass eine hochentwickelte Zivilisation eher im Orbit um einen alten, langlebigen Stern entstehen kann als um einen planetaren Jungspund, der erst wenige Millionen Jahre existiert. Unter anderem deshalb gelten eher massearme Sterne wie unsere Sonne als vielversprechender bei der Suche nach Leben im All. Stellare Riesen brennen schon in ein paar hundert Millionen Jahre aus und explodieren in einer Supernova – kein guter Ort für hochentwickelte Aliens.
Nicht von einer Wasserwelt
Und noch etwas prognostizieren Astrobiologen über außerirdische Zivilisationen: Wir werden sie höchstwahrscheinlich nicht auf einer reinen Wasserwelt finden. Denn die meisten unserer technologischen Fortschritte basieren auf dem Feuer: Mit ihm kochen wir Essen, schmieden und formen Metalle und erzeugen wir Stahl. Und ohne Stahl und andere Baustoffe hätte es viele unsere technischen Errungenschaften nie gegeben.
Ähnliches, so glauben einige Astrobiologen, gilt vermutlich auch für außerirdische Zivilisationen. Unterwasserwesen hätten vermutlich erheblich größere Schwierigkeiten, Teleskope, Radiosender oder Raumschiffe zu bauen – und damit die Technologien, mit denen sie mit uns in Kontakt treten könnten. „Es könnte durchaus Alien-Steinzeitwesen unter Wasser geben“, meint der US-Physiker und Buchautor Don Lincoln. „Aber Metalle zu schmelzen ist dort unmöglich.“ Es demnach tatsächlich wahrscheinlicher, dass intelligente, fortgeschrittene Aliens den kleinen grünen Männchen, Insekten oder Echsenwesen ähneln als Quallen oder Delfinen.
Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014