Vögel tun es, Ameisen und Käfer tun es und Ameisenbären sowie Erdferkel tun es auch: alle diese Tiere fressen Termiten und gehören deshalb neben dem Menschen zu ihrenHauptfeinden. Während ihrer Angriffe brechen die Räuber die Termitenbauten auf, überfallen einzelne wehrlose Tiere oder fangen potenzielle Termitenköniginnen und -könige während des Hochzeitsfluges ganz einfach aus der Luft.
Eine besonders ausgefallene Jagd-Strategie haben jedoch Kannenpflanzen auf der indonesischen Insel Borneo entwickelt. Diese fleischfressenden Pflanzen nahe dem Sultanat Brunei bevorzugen Nasutitermitinae-Termiten als Nahrung. Um die nur wenige Millimeter großen Insekten anzulocken, besitzen sie einen Kranz aus weißen Haaren rund um die Kannenöffnung, auf den die Termiten ganz „wild“ sind.
Entdecken Arbeiter-Termiten eine behaarte Kanne, dann eilen sie in den Bau zurück, um Hilfe zu holen. Mit vielen Hundert Nestgenossen im Schlepptau kommen sie schließlich zurück, um die Haare abzugrasen. Doch diese Weidegründe sind für die Termiten nicht ungefährlich. Vielen von ihnen wird der rutschige Rand beim Fressen zum Verhängnis und sie rutschen ab in die Kanne. Dort werden sie mithilfe eines klebrigen Verdauungssaftes nach und nach zersetzt.
„Innerhalb etwa einer Stunde ist der Rand abgefressen und die Kanne mit Termiten gefüllt“, so Marlis Merbach in der 3sat Wissenschaftssendung Nano. Zusammen mit Kollegen von den Universitäten Würzburg, Frankfurt am Main und Brunei ist sie dem ungewöhnlichen Beutefangverhalten der Kannenpflanzen im Jahr 2002 auf die Spur gekommen.
Bis zu 22 Termiten pro Minute, so die Forscher, fielen in ihren Freilandversuchen auf Nimmerwiedersehen in den kräftigen Verdauungssaft von Nepenthes albomarginata. Die Wissenschaftler vermuten, dass es noch viel mehr sind, wenn die Termitendichte rund um den Standort der fleischfressende Pflanzen höher ist als im untersuchten Testgelände.
Stand: 17.03.2006