Es war die Zeit, in der Kopernikus bereits ein heliozentrisches Weltbild propagierte und auch andere Astronomen langsam die Unstimmigkeiten des ptolemäischen Weltbildes erkannten, die sich mit der Epizyklen-Theorie nicht mehr wegrechnen ließen. Während Kopernikus aber vorsichtig war, weil er sich der Tragweite und der Gefährlichkeit seiner Erkenntnisse bewusst war, war Bruno spontan, emotional und nicht einsichtig in die Zwänge seines Umfeldes.
Bruno nahm die gedankliche Tragweite des kopernikanischen Weltbildes auf und entwickelte es weiter. Mit Bruno hatte das ptolemäische, geozentrische Weltbild endgültig abgedankt. In diesem Sinne ist Bruno ein wichtiges Bindeglied zwischen Kopernikus, Galilei und Kepler.
Bruno lebte mit Volldampf. Er musste seine Erkenntnisse loswerden, und wenn er dabei unterging, dann mit fliegenden Fahnen. Doch auch er wurde schwach. Vorübergehend. Am 30. Juli 1592, bald nach dem Beginn seines Prozesses, brach er zusammen, leistete Abbitte und widerrief teilweise, so wie Galilei einige Jahrzehnte später. Aber der Anflug von Schwäche war nur von kurzer Dauer.
Bruno war schonungslos polemisch und häufig beleidigend. Über die Mönche sagte er: »Bei Hesekiel (Kapitel 23, Vers 20) steht geschrieben: ›Groß wie Eselsfleisch ist ihr Mannesfleisch und dick wie eine Pferderute ihr Glied‹, darum«, so meinte er, »solle man den Mönchen den Unterhalt nicht länger in fetten Pfründen, sondern in Hafer und Heu entrichten.« Die biblischen Wunder bezeichnete er als Scharlatanerie und Humbug, und er verhöhnte die Päpste, welche die Worte der Apostel als unumstößliches Gesetz betrachteten, »weil sie die wirren Visionen eines epileptischen Anfalles der ganzen Welt zur Vorschrift machen wollen.«
Manchmal machte er einfach nur schlichte Witze. Dem Nobile Zuane Mocenico, der ihn in Venedig an die Kirche verriet, sagte er einmal auf die Frage, was er denn beim Karneval in Venedig zu tun gedenke: »Ich werde mich als Satyr verkleiden und alle schönen Mädchen in den Wald zerren.« Ein alberner Scherz, schon allein deswegen, weil es in ganz Venedig keinen Wald gibt. Doch derlei Aussagen waren später gewissenhaft in seiner Anklageschrift aufgelistet und wurden gegen ihn verwendet.
Stand: 17.02.2005