Anthropogeographie

Gleichförmigkeit im klassischen Griechenland

Das Typenhaus und der Schachbrettgrundriss

Akropolis © IMSI MasterClips

Das Stadtbild des klassischen Griechenland im 5. und 4. Jahrhundert vor Christus ist geprägt von einem Häusermeer aus relativ kleinen und schlichten Gebäuden – den so genannten Typenhäusern. Die Häuser mit identischem Grundriss weichen lediglich lokal bedingt minimal vom Normalschema ab, vor allem bei der Gestaltung des Hofes und der Wirtschaftsgebäude. Meistens handelt es sich aber um ein zweigeschossiges Einfamilien-Reihenhaus mit einer Größe von 200 bis 500 Quadratmetern.

Sinn und Zweck dieser Eintönigkeit ist das Streben nach Gleichheit und Homogenität – ein Ergebnis der demokratischen Staatsform, die zu diesem auffordert. In der Polis soll dadurch eine neue Grundlage des Zusammenlebens geschaffen werden. Das private und individuelle Leben hat keine große Bedeutung und die meiste Zeit verbringt der Stadtmensch im Freien und auf öffentlichen Plätzen. Auch bei der Ausstattung der Häuser scheint der Wunsch nach Individualität nebensächlich zu sein. Die Griechen zeigen ihren Reichtum nicht in der Öffentlichkeit, zumindest nicht in der Form prunkvoll ausgestatteter Häuser.

Die großen Wohnviertel nehmen in den Städten den meisten Raum ein, aber kein Gebäude ragt heraus und dominiert so das Stadtbild. Selbst die eindrucksvollen Monumente der griechischen Stadt sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt und signalisieren eindeutig, dass die Stadt allen Bewohnern gehört und nicht ein bestimmter Stadtteil bevorzugt wird. Dafür werden die häufig von Säulengängen gesäumten Straßen überdimensional angelegt – die Hauptstraßen in Alexandria und Antiochias sind zum Beispiel unglaubliche 30 Meter breit und 4 bis 5 Kilometer lang.

Der Gedanke nach absoluter Ordnung und Gleichheit spiegelt sich auch im übrigen Stadtbild wieder. Der griechische Baumeister Hippodamus von Milet (5. Jahrhundert vor Christus) greift diesen Wunsch auf und entwickelt als Erster das schachbrettartige Straßenmuster – ein Sinnbild totaler Regelmäßigkeit. Er versucht mit Hilfe von mathematischen Berechnungen die gerechteste Ordnung in einer Stadt herzustellen, das heißt alle Grundstücke sollen die gleiche Größe haben. In seine Planungen zieht er aber nicht nur die räumliche Verteilung und Gliederung ein, sondern auch die soziale. Und so kommt es, dass von nun an bei der Neugründung von Städten nicht nur das Land gerecht verteilt wird, sondern zusätzlich auch noch die Funktionen berücksichtigt werden. Folglich kommt es zur Trennung von Wohn- und Arbeitsflächen. Kritiker des Systems der vorgegebenen Ordnung werfen ihm den dadurch ausgelösten Untergang der antiken Stadt vor. Abwechslung und Unordnung seien in der Lage, ein Gemeinwesen zu schaffen und erhalten – Gleichförmigkeit hingegen zerstöre es.

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Stand: 24.06.2001

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Inhalt des Dossiers

Stadtgeschichte(n)
Eine Zeitreise in die Vergangenheit...

Facts
Das Wichtigste in Kürze

Wo werden Städte gegründet?
Von bevorzugten "Wohngegenden" und "Wohnlagen"...

Die Anfänge...
...oder wie alles beginnt

Städte der Frühzeit
Ur, eine der ersten Städte

Das Leben in frühzeitlichen Städten
Vom Bauer zum Banker..

Städte in der klassischen Antike
Polis - Stadt zwischen Natur und Gesellschaft?

Gleichförmigkeit im klassischen Griechenland
Das Typenhaus und der Schachbrettgrundriss

Urbs und Orbis
Alle Wege führen nach Rom

Der römische Alltag
Von Küche, Kosmetik und Kinderspielzeug

Mittelalterliche Städte
Wenn es in der Burg zu eng wird...

"Unterhaltungsprogramm" im Mittelalter
Ritterturniere, Hexenverbrennungen und öffentliche Hinrichtungen

Aufschwung und Umbruch in der Gründerzeit
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