Weil die Wissenschaftler möglichst rasch erfahren wollen, ob sie mit ihrer Vermutung richtig liegen, herrscht im Dahlemer Keller am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung derzeit Hochbetrieb. Getestet wird parallel in zwei Labors, fünf Tage die Woche jeweils acht bis zehn Stunden. Zwölf studentische Hilfskräfte wurden eingestellt.
Vor Trainingsbeginn und zwei Wochen danach werden die Probanden nicht nur zum MRT nach Magdeburg gefahren, sondern zudem einer ganzen Reihe von Kognitions- und Gedächtnistests unterzogen. Solchen, die das Orientierungsvermögen prüfen, und anderen.
Denn die Alternsforscher bewegt noch eine Frage: Wenn ein Mensch eine bestimmte Gedächtnisaufgabe intensiv übt, profitieren seine kognitiven Leistungen dann auch in anderen Bereichen? Konkret: Hilft das Orientierungstraining etwa dabei, sich Wortlisten zu merken? „Das herauszufinden, ist eines der großen Ziele in der Plastizitätsforschung“, sagt Lövdén. Bislang gebe es allerdings keine Belege, dass ein solcher Transfer stattfindet.
Wie sinnvoll ist Gehirnjogging für Senioren?
Aus diesem Grund hält der Psychologe von den vor allem in den USA boomenden Gehirnjogging-Programmen für Senioren nicht allzu viel. „Die Leute üben eine bestimmte Aufgabe und werden darin auch besser“, sagt er. „Aber eben nur bei genau dieser Aufgabe.“
Selbst wenn die Werbebroschüren für Hirnjogging-Programme es oft versprechen, der wissenschaftliche Nachweis, dass sich damit das altersbedingte Schwinden der Geistesleistung aufhalten lässt, steht bislang aus. Und Lövdén glaubt auch nicht, dass er jemals erbracht wird, weil es so nicht funktioniere. Letztlich entscheide die Lebensführung über das Wohl unseres Gehirns.
„Wer versucht, gesund zu bleiben, sich sportlich betätigt, sein Sozialleben pflegt und mentale Aktivitäten sucht, hat gute Chancen, lange geistig auf der Höhe zu bleiben. Und je früher man damit anfängt, desto besser.“
Stand: 08.06.2007