All die chemischen Stoffe in seinem Lebensumfeld atmet der Mensch ein, nimmt sie über die Haut oder beim Verzehr über den Magen-Darm-Trakt auf. Sie lagern sich in Fettgewebe und Organen ab und werden nur schwer wieder ausgeschieden. Nach Patricia Cameron, Chemieexpertin des WWF, trägt heute jeder Mensch auf diese Weise in seinem Körper Hunderte von synthetischen Substanzen mit sich.
Und das bleibt auch nicht ohne Wirkung auf den menschlichen Organismus. Die E-Nummern, die Lebensmittel-Zusatzstoffe, sind zwar „von Amts wegen ungiftig“, damit jedoch lange noch nicht unbedenklich. So ist der wegen seiner pilztötenden Wirkung bei Zitrusfrüchten eingesetzte Konservierungsstoff E 232 strenggenommen ein Pestizid. Im Tierversuch führt er zu Blasenkrebs. Der Farbstoff E 102 steht in Verdacht Allergien auszulösen, das Antioxidans E 310 führt bei Säuglingen zu lebensbedrohlicher Blausucht.
Auch das Deutsche Institut für Ernährungsmedizin und Diätik (DIET) in Aachen weist darauf hin, dass Kopfschmerzen, Hitzegefühl und Übelkeit von bestimmten Lebensmitteln ausgelöst werden können. Auf Zusatzstoffe wie der Geschmacksverstärker Natriumglutamat reagiere ein Drittel der Deutschen mit derartigen Beschwerden, auch als „China-Restaurant-Syndrom“ bezeichnet.
Viele der Chemikalien, denen der Mensch in seiner Lebensumwelt ausgesetzt ist, stehen mittlerweile in Verdacht, Allergien auszulösen, das Immun- und Nervensystem und vor allem den Hormonhaushalt nachhaltig zu schädigen. So wirken PVC-Weichmacher, Biphenol A aus Blechdosen, und Nonylphenole in Lebensmitteln vor allem hormonell. Die PVC-Weichmacher schädigten im Tierversuch Niere, Leber und Fortpflanzungsorgane. Biphenol A störte schon in geringsten Dosen die Fortpflanzungsfähigkeit von Ratten. Nonylphenole verhalten sich im Körper östrogen-aktiv, dies kann zu Fertilitätsstörungen bis hin zu Krebs führen. Bei Mädchen können östrogen-aktive Substanzen Frühreife auslösen, bei Männer hingegen zu Unfruchtbarkeit führen.
Nicht umsonst sinkt die Spermienquantität und -qualität europäischer Männer besorgniserregend. Bei der Spermienkonzentration ist ein Rückgang von 70 Prozent in den letzten vier Jahrzehnten zu beobachten. Auch die Beschaffenheit und Beweglichkeit der Spermien lässt zu Wünschen übrig. So liegt die Spermienqualität bei fast der Hälfte der Männer sogar unterhalb der von der WHO festgelegten Fruchtbarkeitsgrenze.
Auch die harmlos erscheinenden Duftstoffe in vielen Produkten sind ganz und gar nicht ungefährlich. Gerade die Duftmacher besitzen nach dem Toxikologen Professor Max Daunderer ein erhebliches toxikologisches Potential, sie sind nerven- und muskelschädigend. Kein Wunder also, dass 1995 in den Stuttgarter Nachrichten die Meldung zu lesen war: „Elf junge Algerier starben bei dem Versuch, sich mit einem Parfüm der einheimischen Marke „Cardinal“ zu berauschen.“
Stand: 21.05.2002