Bis auf eine Höhe von 1500 Metern reichen die Dörfer, die die Bewohner Zentral-Javas an den Hängen des Merapi angelegt haben. Damit halten sich rund 70.000 Menschen in dieser eigentlich „verbotenen“ Zone an den Hängen des Vulkans auf. Sie leben hier in unmittelbarer Nähe eines der gefährlichsten Vulkane der Welt. Nur noch wenige hundert Meter trennen sie von der ständig aktiven Gipfelregion.
Insgesamt befinden sich fast eine Million Menschen im Einzugsbereich des Merapi. Zählt man die Millionenstadt Yogyakarta hinzu, die auch nur 30 Kilometer entfernt liegt, sind zwei Millionen Bewohner der Region ständig und unmittelbar von einem Vulkanausbruch bedroht.
1932 ereignete sich die vielleicht schwerwiegendste Eruption des Merapi in diesem Jahrhundert. Mehr als 1000 Menschen kamen dabei ums Leben. An diesem „Feuerberg“ – wie die deutsche Übersetzung des javanischen Wortes Merapi lautet – laufen die Vulkanausbrüche in der Regel auf eine ganz besondere Art und Weise ab. In regelmäßigen Abständen – ungefähr alle fünf bis zehn Jahre – wölbt sich an seinem Gipfel in 2961 Meter Höhe ein Dom aus zähflüssiger Lava auf. Dieser wird entweder in einer gewaltigen Explosion abgesprengt oder durch sein eigenes Gewicht instabil. Letzteres setzt eine gefährliche Mischung aus Gasen und losem vulkanischen Material frei, die in Form von tödlichen Glutwolken bergab rast. Merapi-Typ nennen Wissenschaftler diese Ausbruchsform in der Fachliteratur. Bei starken Regenfällen werden die Glutwolken von riesigen Schlammlawinen, sogenannten Lahars begleitet.
Immer wieder führten Glutwolken und Lahars zu zahlreichen Todesopfern unter den Bewohnern des Berges. So zuletzt im Jahr 1994, als eine der glühendheißen Lawinen mehr als sieben Kilometer weit ins Boyong-Tal hinab vordrang und dabei ungefähr 100 Opfer in der Bevölkerung forderte.
Warum nehmen so viele Menschen die Gefahr auf sich in dieser so gefährlichen Region zu leben? Die Region um den Vulkan zählt zu den fruchtbarsten landwirtschaftlichen Gebieten der Insel. Bis zu drei Reisernten pro Jahr können eingebracht werden und sichern den Bauern ein gutes Einkommen. Dazu kommt der auch auf Java deutlich spürbare Bevölkerungsdruck, der viele Menschen dazu bewegt auch immer stärker bedrohte Gebiete zu besiedeln.
Wie kann man die in den letzten 20 Jahren stetig wachsende Bevölkerungszahl davor schützen einem Vulkanausbruch zum Opfer zu fallen?
Stand: 19.04.2000