Für viele Kleingärtner ist die Sache klar. Wenn Gemüse oder Obst von Schädlingen wie Läusen oder Pilzen oder von Krankheiten bedroht werden, reicht ein Griff zur chemischen Keule – zu den diversen im Handel angebotenen Pestiziden und Pflanzenschutzmitteln – um die Sache schnell wieder in den Griff zu bekommen.
Auch die konventionelle Landwirtschaft bedient sich häufig und gerne dieser Produkte, um die Gesundheit der Pflanzen, makellose Erzeugnisse und den größtmöglichen Ertrag sicherzustellen. In der Regel werden hier anders als beim Hobbygärtner nicht einmal mehr auftretende Symptome bekämpft, sondern die Gifte und Pestizide in der Wachstumsphase schon prophylaktisch versprüht. Sie sollen einen Schädlingsbefall von Roggen, Mais oder Futterrüben von vornherein zu verhindern.
Um sicher zu gehen, arbeiten zahlreiche Landwirte dabei auch noch nach dem Motto „Viel hilft Viel“ ohne die Dosierungsanleitung der Hersteller zu beachten. Auch wenn moderne Pflanzenschutzmittel im besten Fall versuchen, die Schäden für die Umwelt so gering wie möglich zu halten, können die Folgen dieser Giftmischerei sowohl für die Bodenorganismen als auch für das Grundwasser fatal sein.
Auch in dieser Hinsicht verfolgt der Ökolandbau eine ganz andere Strategie. Förderung von Nützlingen, Stärkung der Pflanzengesundheit und der natürlichen Abwehrkräfte stehen hier beim Pflanzenschutz im Vordergrund.
Marienkäferlarven fressen in ihrem Leben bis zu 800 Blattläuse, erwachsene Maikäfer sogar 4.000. Die Nachkömmlinge der Schwebfliegen – und davon gibt es bei fünf bis sechs Generationen pro Jahr enorm viele – vertilgen jeder bis zu 100 Blattläuse pro Tag. Das Potential dieser hilfreichen Tiere ist also enorm.
Damit die fleissigen kleinen Helfer optimale Lebensbedingungen haben, säumen Blühstreifen – viele Nützlinge ernähren sich in bestimmten Entwicklungsstadien auch von Pollen und Nektar – die Äcker und Felder. Häufig stehen auch Hecken und Baumgruppen als Rückzugsräume bereit.
Geeignete Sortenwahl, eine vielseitige Fruchtfolge und die Verwendung widerstandsfähiger Pflanzen sorgen darüberhinaus im Ökolandbau dafür, dass die Anzahl der Schädlinge auf der Nutzfläche möglichst gering bleibt.
Erst wenn alle diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind und für die angebauten Pflanzenkulturen eine unmittelbare Bedrohung besteht, dürfen die Ökobauern auch Pflanzenschutzmittel einsetzen. Chemisch-synthetische Produkte fehlen aber im Repertoire völlig. Stattdessen helfen Gesteinsmehle, Kupferpräparate oder Milchprodukte gegen Pilzinfektionen und Schmierseife, Brennspiritus oder pflanzliche Öle gegen tierische Schädlinge.
Was aber ist mit den pflanzlichen Feinden von Hafer, Weizen Zuckerrübe? Für einen normalen Landwirt ist es fast undenkbar im Ökolandbau dagegen beinahe die Regel: Fast jeder Acker – sei er nun mit Getreide oder mit Hackfrüchten bestellt – ist bis zu einem gewissen Prozentsatz mit Unkräutern bewachsen. Zum Problem werden sie jedoch erst, wenn sie überhand nehmen. Zwar muss sich der Landwirt dann zunächst einmal die Frage gefallen lassen, ob er hinsichtlich der Fruchtfolge und der Bodenbearbeitung alles richtig gemacht hat, aber er hat auch ein echtes Problem: Die Grundregeln für den Ökolandbau verbieten ihm den Einsatz chemisch-synthetischer Unkrautvernichtungsmittel.
Wehret den Anfängen: Einzige Möglichkeit für den Ökobauern, ein solches Desaster zu verhindern, ist die Vorsorge. Nach dem Prinzip „schneller wachsen als der Rest“ gilt es den Nutzpflanzen schon in der frühen Entwicklungsphase einen Wachstumsvorsprung mit auf den Weg zu geben. Je nach Feldfrucht sind Eggen, Hacken, Bürsten oder Abflammen die perfekte Methode, die lästigen pflanzlichen Plagegeister von vorneherein unter Kontrolle zu bekommen.
Stand: 05.09.2001