Das Gerät, um Manganknollen vom Meeresboden einzusammeln und nach oben zu transportieren ist bereits einigermaßen praxistauglich – das sagen jedenfalls Wissenschaftler. Dennoch steckt der Tiefseebergbau heute, rund 30 bis 40 Jahre nach seiner Blütezeit, noch immer in den Kinderschuhen. Es gibt nur wenige aktuelle Forschungsprojekte, die sich mit den Schätzen der Tiefsee beschäftigen. Abbauschiffe und Förderplattformen fehlen sogar fast völlig.
Eine der wenigen Ausnahmen ist ein Schürfvorhaben Japans vor den Cook-, Marschall- und Fidschi-Inseln, bei dem es um den Abbau von mineralischen Ressourcen wie Mangan oder Kobalt geht. Wie das Handelsblatt im Jahr 2000 berichtete, beruht dieses Projekt auf einem Abkommen zwischen der Regierung Japans und der „Südpazifischen Kommission zur angewandten Geowissenschaft“ (SOPAC), die die Metalllagerstätten in der Tiefsee aufgespürt hat.
Stillstand bei Forschung und Technik
Doch warum ist nach dem Manganknollenfieber der 1960er und 1970er Jahre mittlerweile Ernüchterung eingekehrt? Immerhin erhofften sich die neugebildendeten Förderkonsortien neue sprudelnde Einkommensquellen aus dem Verkauf der Nickel-, Kobalt oder Manganrohstoffe. Was sind die Gründe für den Stillstand in Forschung und Technik?
Die Antwort ist ganz einfach. Die Ausbeutung der Lagerstätten, die in großen Meerestiefen, oft fernab jeder Küste im Boden warten, ist schlichtweg zu teuer. Denn der erwartete explosionsartige Anstieg der Preise für Metallrohstoffe ist ausgeblieben. Durch die Entdeckung großer Mengen an Mangan, Kupfer, Nickel oder Kobalt in Brasilien oder Australien wurde der Weltmarkt mit preiswerten Metallrohstoffen sogar regelrecht überschwemmt.
Der Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion, die ihre Rohstoffvorräte vorher penibel hütete, tat ein Übriges hinzu, um die Preise weiter purzeln zu lassen. Erst in letzter Zeit, nicht zuletzt durch den Stahlhunger der Chinesen, steigt die Nachfrage nach Metallen wie Eisen, Mangan oder Nickel wieder an und damit auch die Preise.
„In den letzten Monaten haben die Preise für viele Rohstoffe erheblich angezogen. Bei Metallrohstoffen – beispielsweise Nickel, Aluminium, Kupfer und Eisenerz – ist dies eher ein temporäres Problem und auf Engpässe bei Förder-, Aufbereitungs- und Transportkapazitäten sowie auf Handelsschranken zurückzuführen“, kommentiert Peter Gerling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in einer Situationsbeschreibung die Lage auf dem Rohstoffmarkt im Jahr 2005.
Und weiter: „Es ist zu erwarten, dass dieser Nachfrageüberhang, zumindest mit Blick auf die technische Verfügbarkeit der Rohstoffe, in einigen Jahren durch Explorationsanstrengungen und Investitionen, gegebenenfalls ergänzt durch stärkeres Recycling, Substitution und Miniaturisierung, wieder ausbalanciert sein wird.“
Steigende Rohstoffpreise machen Abbau wahrscheinlicher
Bis sich der Abbau der Manganknollen lohnen könnte, wird es demnach wohl noch eine Weile dauern. Rohstoffexperten schätzen, dass die vergleichsweise leicht zu fördernden weltweiten Kobalt- und Nickelvorkommen an Land noch rund 60 Jahre reichen – mindestens. Beim Mangan sind es nach Angaben des USGS immerhin 30 bis 40.
Doch die Preisentwicklung auf dem Weltmarkt, ist nicht der einzige Grund, warum das Interesse an den Manganknollen in den letzten Jahren und Jahrzehnten deutlich nachgelassen hat. Stichwort Umweltschutz: Das Thema Recycling ist längst eine der Maximen unserer Zeit und hat auch vor dem Metallsektor nicht halt gemacht. Immer mehr Rohstoffe werden dabei zurück gewonnen und wiederverwertet.
Längst haben potentielle Förderkonsortien bei der Erkundung und Ausbeutung von Manganknollenfeldern zudem Auflagen zu erfüllen, deren Einhaltung von einer extra dafür geschaffenen UN-Behörde überwacht wird.
Stand: 19.08.2005