330.000 Tonnen Treibhausgase sollen die Olympischen Winterspiele in Vancouver mitsamt ihrer Vorbereitungszeit und Nachwehen ausstoßen, so die Berechnungen der Veranstalter. Angesichts der rund elf Millionen Tonnen CO2, die Kanada als einer der größten Treibhausgas-Emittenten weltweit ohnehin jährlich emittiert, erscheint das gar nicht mal sonderlich viel. Damit es dabei dann auch bleibt, haben sich die Gastgeber einiges einfallen lassen in punkto Energieeffizienz und CO2-Einsparungen.
Begrünte Dächer und Niedrigenergiehäuser
Das Olympische Dorf Vancouver im sanierten Stadtviertel Southeast False Creek gilt auch in punkto Energiehaushalt als vorbildlich. Begrünte Dächer sollen die Hälfte des CO2-Bedarfs des Viertels ausgleichen, und auch die Solaranlagen und effiziente Wärmedämmung machen das modernisierte Stadtviertel extrem energiesparend. Durch das Auffangen von Regenwasser und getrennte Kreisläufe für Brauch- und Trinkwasser wird der Trinkwasserverbrauch zudem um bis zu 50 Prozent reduziert. Energie- und Wärmeversorgung erfolgen über ein dezentrales Kraftwerk in Kraft-Wärmekopplung, außerdem wird die Abwärme konsequent wiedergenutzt.
Bei einem der Gebäude, das Gemeinschaftzentrum, werden diese Prinzipien so weit geführt, dass es sogar den „Platinum-Standard“ der LEED erfüllt. Damit ist es offziell ein „Zero-Energy-Building“. Es erzeugt im Jahresdurchschnitt genauso viel Energie wie es verbraucht.
Auch das Olympische Dorf der Skiläufer in Whistler wurde nach Prinzipien der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz gebaut. Es nutzt Methangas und die Abwärme einer ehemaligen Deponie als Wärmelieferant. Ein neu angelegtes Feuchtgebiet auf dem Gelände dient als Rückhaltebecken für Regenwasser und soll dafür sorgen, dass das Wasserhaushalt des nahegelegenen Cheakamus River ausgeglichen bleibt.
Dach als Regenwasserfang
Ähnliches gilt auch für die meisten Sportstätten der Winterspiele. So schützt das große Dach des Olympic Oval nicht nur vor Kälte und Wind – es dient auch der Wasserversorgung. Denn wie in vielen Gebäuden der Stadt und Region Vancouver verrinnt das Regenwasser hier ebenfalls nicht ungenutzt, sondern wird gesammelt. Es speist unter anderem die Toilettenspülungen der Sportstätte und füllt einen Teich vor dem Gebäude. Sumpfpflanzen sorgen dort für eine natürliche Reinigung des Wassers, das im Sommer beispielsweise zur Bewässerung der umgebenden Bäume und Rasenflächen genutzt werden soll.
Eiskühlung als Wärmequelle
Die für den Eisschnelllauf genutzten Eisflächen des Olympischen Ovals in Richmond sind echte Energiefresser. Die Eisbereitung und ständige Kühlung erfordert große Mengen an Energie. Aber die Veranstalter geben sich Mühe, zumindest einen Teil der Energie zu recyclen. So wird die Restwärme, die die Kühlgeräte der Eisflächen abgeben, nahezu vollständig wieder eingefangen und zur Warmwasserbereitung und für die Heizung genutzt. Ähnliches gilt auch für das Vancouver Olympic Centre, den Austragungsort der Curling-Wettbewerbe.
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Das größte Abfallholz-Dach der Welt
Recycling galt auch bei den Baumaterialien der Neubauten und Sanierungen als oberste Vorgabe: So beispielsweise beim Olympischen Oval. In seinem Innenraum könnten vier Düsenjets Flügel an Flügel nebeneinander parken. Das Gebäude, in dem die olympischen Eisschnellläufer ihre Wettkämpfe austragen, bietet Platz für 8.000 Menschen und insgesamt vier verschiedene Eisflächen, darunter auch die 400 Meter Bahn. Überspannt wird der langgestreckte Neubau von einem geschwungenen Dach aus Holz. Für dieses mussten jedoch keine Bäume gefällt werden.
Denn die Konstruktion besteht ausschließlich aus Holz, das normalerweise als Abfall gilt, weil es aus einem von Borkenkäfern massiv befallenen Waldgebiet in British Columbia stammt. Dessen Nutzung für das olympische Dach soll, so hoffen die Veranstalter, auch andere anregen, solches Holz für verschiedene Anwendungen zu nutzen statt es einfach zu vernichten. In jedem Fall ist das Dach mit seinen 100 mal 200 Metern jetzt weltweit die größte Fläche, die mit „Abfall-Holz“ überbaut ist.
Stand: 12.02.2010