Wer kennt sie nicht, die alten Western-Filme mit Richard Widmark oder John Wayne, in denen weiße Siedler von Indianern angegriffen werden. Als letzte Maßnahme fahren die Cowboys ihre Wagen zu einer Burg zusammen und versuchen so die Angreifer abzuwehren und ihr Leben zu retten.
Ein ähnliches Szenario spielt sich zurzeit auch am Pantanal ab. Die Guten sind hier die Tiere und Pflanzen des größten Süßwasserfeuchtgebietes der Erde, die Bösen natürlich die Menschen, die dieses Naturidyll längst „umzingelt“ haben. Vor allem die immer stärker wachsende und im großen Maßstab betriebene Landwirtschaft bedroht das Unesco-Weltnaturerbe.
„Im Einzugsgebiet des Pantanals werden immer mehr Soja und Ethanol für die Märkte in Europa und Nordamerika produziert – auf Kosten unserer einzigartigen Natur", beschreibt Adalberto Eberhard, Gründer der brasilianischen Naturschutzorganisation Ecotropica im Januar 2007 die Situation vor Ort. So weit das Auge reicht überziehen heute Plantagen die hochgelegenen Regionen, die so genannten Cerrados. Dafür wurde der dort natürlich wachsende Wald in großem Maßstab abgeholzt.
Der Grundbesitz in den brasilianischen Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul zu denen auch große Teile des Pantanals gehören, ist zudem mittlerweile in der Hand von wenigen Großgrundbesitzern, die die früher dort beheimateten Kleinbauern verdrängt haben.
Strukturwandel schafft Probleme
„Traditionelle Pantanal-Erzeugnisse wie Rinder oder Fisch sind heute auf dem Markt nicht mehr konkurrenzfähig. Die Farmer und Viehzüchter verkaufen deshalb ihr Land an Außenstehende und großflächig betriebene Landwirtschaft hält Einzug in den Hochländern rund um das Pantanal. In den meisten Fällen, wissen diese Newcomer nicht, wie man das Land auf nachhaltige, umweltschonende Weise bewirtschaftet.“, beschreibt der Direktor der Pantanal Regional Environment Programme der United Nations (UN) University, Paulo Teixeira de Sousa den Strukturwandel in der Region.
Nicht zuletzt durch die stark steigende Produktion im Mato Grosso hat Brasilien mittlerweile längst die USA als weltgrößter Exporteur von Sojabohnen überholt. Weit über 50 Millionen Tonnen wirft das größte Land Südamerikas jährlich auf den Weltmarkt.
Ein Teil des geernteten Sojas und des aus dem Zuckerrohr gewonnenen Ethanols wird in Brasilien selbst verbraucht. Doch der größte Batzen ist für den Export nach Europa und Nordamerika bestimmt. Dort dient Alkohol dazu, den steigenden Hunger nach umweltfreundlichem Biotreibstoff zu befriedigen – auch oder gerade in Deutschland.
Das Soja dagegen bringt unsere heimische Wirtschaft gleich doppelt in Schwung: Es wird bei uns zu Biodiesel verarbeitet und füllt so die Tanks von Traktoren, Lkws oder Pkws. Oder es dient anstelle des seit der BSE-Krise verpönten Tiermehls als Eiweißersatz im Tierfutter.
Stand: 09.02.2007