Wer schon einmal bei Wind am Strand gelegen und dabei den Sand beobachtet hat, der kennt das Phänomen: Der Wind streift über die Sandoberfläche und bringt Sandkörner zum Rollen. Jedes Korn bewegt sich dabei ein kleines Stück, stößt dann an ein anderes Korn und bleibt anschließend wieder liegen. Dieses Rollen und Kriechen des Sandes nennen die Fachleute Reptation. Bei Körnern von zwei bis vier Millimetern Durchmesser genügt schon ein leichtes Lüftchen von 25 – 40 Kilometer pro Stunde, das entspricht den Windstärken 4 bis 5, um diese Bewegung auszulösen.
Parabelflug im Kleinstformat
Wird der Wind ein wenig stärker oder sind die Körner kleiner, ändert sich das Bild: Jetzt stoppen die rollenden Sandkörner nicht mehr an einem Hindernis, sondern werden von der Kraft des Windes in die Luft gerissen. Ein kurzes, flaches Stück weit fliegen sie und fallen dann wieder herunter. Bei dieser so genannten Saltation gleicht ihre Flugbahn kleinen, parabelförmigen Bögen. Bei ihren Wiederaufprallen auf den Boden geben sie ihre Energie an andere Körner weiter, die dann ihrerseits in die Höhe springen oder ins Rollen kommen. Sind die Körner dabei relativ klein, zwischen 0,063 und zwei Millimetern, dann fliegen sie genau richtig, um nach und nach einen Hügel zu bilden – die Düne.
Dünen entstehen überall dort, wo es trocken genug ist und wo ausreichend lockeres Material vorhanden ist – meist in den Wüsten und Küstengebieten der Erde. Ihre charakteristische Form verdankt sie dabei dem Wind und seiner Richtung: Der Wind treibt die Sandkörner die flachere, windzugewandte Dünenseite, das Luv, hinauf. Weil die kleineren Körner weiter fliegen, ist der Sand am Dünenkamm meist besonders fein.
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Riesendünen als Relikt der Eiszeit
Eine besonders beeindruckende Form der Dünen sind die Draa, wie sie beispielsweise in der Namibwüste Südwestafrikas vorkommen. Diese oft mehr als 100 Meter hohen und einen Kilometer langen Sandriesen bilden die größten Dünen der Erde. Sie stammen vermutlich noch aus der Ära der letzten Eiszeit vor 10.000 bis 20.000 Jahren. Damals sorgten die starken Luftdruckunterschiede zwischen den Eisflächen im Norden und den milderen Gebieten im Süden dafür, dass spiralige Luftwirbel bis in Bodennähe reichten. Diese türmten den Sand zu solchen Riesendünen auf.
Die Grundbausteine der Dünen müssen jedoch längst nicht immer aus Quarzsand bestehen, auch Kalk oder Gips kommen vor. Die als „White Sands“ bezeichneten Dünen im amerikanischen Bundesstaat New Mexico bestehen beispielsweise komplett aus weißem Gips.
Nadja Podbregar
Stand: 04.05.2012