Wer schon einmal in der Taiga gewesen ist, weiß, dass innerhalb der riesigen borealen Zone längst nicht überall Wälder dominieren. Immer wieder unterbrechen zum Beispiel Moore das grüne Einerlei.
Jenseits des Urals in Westsibirien sind es sogar die Feuchtgebiete und Sümpfe, die in der Taiga eindeutig die Oberhand gewinnen. Dort liegt mit rund 800.000 Quadratkilometern Fläche das größte Moor der Welt. Zum Vergleich: das Feuchtgebiet ist damit etwa neun mal so groß wie Portugal. Nur inselartig tauchen dort größere Waldgebiete zwischen Torf und Wasser auf.
Entstanden ist dieses Moor vor rund 10.000 Jahren, als in dem gewaltigen flachen Becken zwischen Ural, Ob und Jenissei große Mengen an wasserundurchlässigen Sedimenten abgelagert wurden. Das relativ feuchte Klima, bei dem die Niederschläge die Verdunstung deutlich übertreffen, und der Dauer- oder Permafrostboden haben im Laufe der Zeit zur Moorbildung beigetragen.
Vor allem im Frühjahr während der Schneeschmelze treten zudem die mächtigen Ströme der Region immer wieder über die Ufer und überschwemmen riesige Areale. Da das Relief zu flach ist, um die Wassermassen problemlos abfließen zu lassen, sind die Moorgebiete im Laufe der Jahrtausende immer größer geworden.
Heute ist ein Fünftel der Taiga Nordamerikas und Eurasiens von Mooren bedeckt. Sie stellen nicht nur eine schier unerschöpfliche Quelle für Torf, Gas oder Erdöl dar, auch für das irdische Klima spielen die Feuchtgebiete eine Schlüsselrolle. Denn dort sind immerhin knapp zwei Drittel des gesamten Kohlenstoffs der borealen Zone gespeichert. Niedrige Temperaturen, Sauerstoffmangel in Böden und Mooren und die nur geringe Anzahl an Mikroorganismen sorgen hier dafür, dass die toten Überbleibsel der Natur nur äußerst langsam abgebaut werden.
Stand: 20.06.2003