Der vulkanische Ursprung der Inseln ist auch heute noch spürbar. Riesige Felder mit erstarrter Lava, zum Teil wieder mit üppiger Vegetation überzogen, Fumarolen, Schwefelquellen, (untermeerische) Grotten, Lavahöhlen und zahlreiche Vulkankegel prägen überall das Landschaftsbild. Besonders eindrucksvoll sind die häufig kreisrunden „Suppenschüsseln“ vulkanischen Ursprungs, die auf den Azoren einen Durchmesser von bis zu zwölf Kilometern haben. Diese Calderen entstanden bei gewaltigen Vulkaneruptionen mit umfangreichen Lavaauswürfen. Die entleerten Magmakammern waren nach Ende des Ausbruchs nicht mehr das Dach des Vulkankegels zu tragen und stürzten in sich zusammen. Nur noch die Ränder blieben erhalten.
In vielen dieser Vulkanrelikte mit ihren zum Teil mehrere hundert Meter hohen Steilwänden haben sich mittlerweile tiefe Kraterseen gebildet wie etwa nahe Sete Citades auf der Insel Sao Miguel. Dort zählen die Zwillingsseen Lagoa Azul und Lagoa Verde, die nur durch eine schmale natürliche, heute allerdings mit Mauern verstärkte Landbrücke getrennt sind, zu den wichtigsten Touristenattraktionen. Im Hochland von Flores liegen sogar gleich sieben große Kraterseen nahe beieinander.
Doch die Vulkanlandschaften auf den Azoren befinden sich noch immer „in Arbeit“. In den Küstengewässern der Azoren gibt es mehrere tätige untermeerische Feuerberge, die immer wieder ausbrechen. 1957/58 förderte der gewaltige Ausbruch des Vulcao dos Capelinhos vor Faial so große Mengen an vulkanischem Material an die Erdoberfläche, dass sich die Insel auf einen Schlag um mehr als zwei Quadratkilometer vergrößerte.
Der kleine Ort Capelinhos wurde dabei fast vollständig von den Aschemassen begraben. Im Pompeji der Azoren ragen heute nur noch der Leuchtturm und einige, wenige Häuserdächer aus dem vulkanischen Material heraus.
Auch andere Inseln wie Sao Miguel bestehen aus mehreren Vulkansystemen, die im Laufe von Jahrmillionen nacheinander entstanden und erst nach und nach zum heutigen Komplex zusammenwuchsen.
Noch in Kinderschuhen: Geothermie auf den Azoren
Die gewaltigen Kräfte, die in den Tiefen der Erde schlummern, bringen den Azoreanern jedoch nicht nur Angst und Schrecken, sie bieten auch ungeahnte Möglichkeiten. Die im Überfluss vorhandene Geothermie wäre beispielsweise für eine umweltfreundliche Wärme- oder Stromerzeugung geeignet. Doch anders als auf Island, wo man sich schon vor seit Jahren mithilfe der Erdwärme und der Wasserkraft vollständig aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zur Wärme- und Stromerzeugung für die 280.000 Einwohner gelöst hat, steckt die Nutzung der Erdwärme auf den Azoren noch weitgehend in den Kinderschuhen.
Immerhin ist vor einigen Jahren die Sociedade Geotermica dos Acores (SOGEO) gegründet worden, die die geothermische Stromerzeugung auf den Inseln vorantreibt. An Standorten wie CachaCos Lombadas und Pico Vermelho sind mittlerweile einige Pilot-Kraftwerke entstanden, die mithilfe der Erdwärme größere Mengen an elektrischer Energie bereitstellen.
Die immer noch beinahe 90°C warmen Abwässer von Pico Vermelho werden darüberhinaus genutzt, um in einem von der EU geförderten Projekt in Ribeira Grande Gewächshäuser für Ananas oder Tomaten zu beheizen.
Andere ambitionierte Vorzeigeanlagen in Sachen Erneuerbarer Energien wie das Zentrum für Solarenergie auf der Insel Pico sind dagegen trotz einigen Jahren Vorlaufs bisher nicht über das Planungsstadium hinaus gekommen. Bis sich die Azoren zu einem Vorreiter bei der umweltfreundlicher Energieerzeugung entwickeln können, wird es deshalb wohl noch eine Weile dauern.
Solange begnügt man sich damit, die Erneuerbare Energien wie Geothermie für kulinarische Zwecke einzusetzen. In der Nähe von Furnas auf Sao Miguel beispielsweise wird die heiße Erde als Backofen genutzt. Für Touristen und Einheimische gart dort – nur wenige Meter tief im Boden – eine azoreanische Spezialität, ein Eintopf aus Gemüse, Fleisch, Fisch und Fett mit dem Namen Cozida bei 100°C fünf Stunden lang vor sich hin.
Stand: 02.05.2003