Mehr als 70 Prozent des deutschen Waldes sind krank, 29 Prozent sogar schwer: Dies sind nicht etwa Zahlen aus dem allerersten Waldzustandsbericht im Jahr 1984, dem Höhepunkt der Waldsterben-Diskussion. Stattdessen stammt diese ernüchternde Bilanz vom 24. Januar 2006. An diesem Tag stellte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Peter Paziorek, den Waldzustandsbericht 2005 vor. In seiner Rede kam er zum Fazit: „Der Gesundheitszustand des Waldes bleibt besorgniserregend.“
Die amtlichen Statistiken der Baumzählung und -bewertung unterstützten Pazioreks Meinung. Im Vergleich zu 1984 gab es zwischen Flensburg und Passau sogar 15 Prozent weniger gesunde Bäume, dafür aber sechs Prozent mehr Nadel- und Laubbäume mit deutlichen Schäden. Besonders schlimm betroffen waren 2005 Eiche und Buche. Bei diesen Arten zeigten 51 beziehungsweise 44 Prozent aller Bäume gravierende Krankheitsindizien.
NABU sieht existenzielle Bedrohung
„Bereits im vergangen Jahr verzeichnete der Waldzustandsbericht die stärksten Baumschäden seit Beginn der Aufzeichnungen. In diesem Jahr zeigt sich das gleiche jämmerliche Bild mit einer weiteren dramatischen Verschlechterung bei der Eiche und teilweise bei der Kiefer“, kommentierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke die Ergebnisse 2005.
„Schadensbilder in dieser Wiederholung und Häufigkeit machen die existentielle Bedrohung unseres Waldes deutlich“, so Tschimpke weiter. Auch die neuesten Zahlen aus einigen Bundesländern für den in Kürze erscheinenden Report 2006 zeigen keine Trendwende. Ganz im Gegenteil. Aus Baden-Württemberg wird sogar das höchste Schadensniveau seit 1983 gemeldet: 45 Prozent der Waldfläche sind hier deutlich geschädigt.
In den letzten vier Jahren hat sich der Waldzustand dabei gegenüber früher gravierend verschlechtert. Ähnlich ernüchternde Zahlen haben im November 2006 auch Bayern oder Nordrhein-Westfalen vorgelegt. In NRW geht es dem Wald sogar so schlecht wie noch nie. Nur noch ein Viertel aller Bäume ist völlig gesund.
Note ausreichend im internationalen Vergleich?
So schlimm die Resultate auch aussehen, im internationalen Vergleich steht Deutschland noch einigermaßen gut da. Spitzenreiter bei den Waldschäden ist Tschechien. Dort sind mehr als die Hälfte aller Bäume deutlich beeinträchtigt. Es folgen die Ukraine, Italien und Norwegen mit 39,6, 38,4 und 27,2 Prozent (Stand 2001). Als Waldeuropameister können sich dagegen Österreich und vor allem Dänemark betrachten. Hier sind nicht einmal zehn Prozent des Waldes eindeutig erkrankt.
Stand: 08.12.2006