Auch wenn Nanoröhrchen als viel versprechende Bauteile für zukünftige Computer gelten, von einer konkreten Anwendung ist die Technologie noch weit entfernt. Auch bei den Computerherstellern geht es bisher in erster Linie um Grundlagenforschung. Denn trotz erster experimenteller Schaltkreise und Bauteile gilt es noch zahlreiche Hürden zu überwinden.
Die erste stellt sich schon ganz am Anfang: Die Produktion der Nanoröhrchen an sich ist nicht sonderlich kompliziert, immerhin stellen bereits mehr als 100 Forschergruppen in aller Welt die Röhrchen her. „Man muss nur Graphit verdampfen oder Kohlenwasserstoffe thermisch zersetzen. Das einfachste Verfahren ist ein Lichtbogen zwischen zwei Graphitelektroden. Diese Bogenlampen hat man schon in den 1920-er Jahren in Kinoprojektoren verwendet. Wenn man den Lichtbogen nicht in Luft sondern in Edelgas brennen lässt, zum Beispiel in Helium, dann rußt er und es entstehen unter anderem Fullerene und Nanoröhrchen“ erklärt Siegmar Roth, Nanoröhrchen-Forscher am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart.
Kompliziert und aufwändig wird es allerdings spätestens dann, wenn die Nanoröhrchen eine bestimmte Form oder Eigenschaft haben sollen oder aber durch bestimmte Atome und Verbindungen ergänzt werden müssen. „Für Massenanwendungen ist heute noch der Preis das größte Hindernis“, so der Forscher. Und hat man das passende Röhrchen vielleicht sogar relativ günstig hergestellt, kommt bereits die zweite Hürde: die Platzierung. Auch hier ist man über das experimentelle Stadium noch nicht hinaus.
Nach Ansicht von Roth kann es daher noch eine Weile dauern, bis erste Computer auf Nanoröhrchenbasis auf dem Markt erscheinen. Er schätzt: „In zehn oder zwanzig Jahren – wenn sich die Menschheit dann noch dafür interessiert und nicht schon längst nach anderen Zielen strebt.“
Stand: 26.01.2007